500 Tage Widerstand der Ukraine
Aus Anlass des bereits über 500 Tage andauernden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben wir einen Beitrag übersetzt, der am 10. Juli 2023 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, erschien.

Durch die skrupellose Aggression Russlands besteht für die Menschen in der Ukraine seit über 500 Tagen Gefahr für Leib und Leben.
Russland greift rücksichtslos Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Einkaufszentren an und versucht, die kritische Infrastruktur von Städten und Gemeinden zu zerstören.
„Während der Kreml versucht, die Ukraine zu unterwerfen, sich ihr Land anzueignen und ihre demokratisch gewählte Regierung zu stürzen, bleibt der Kampfgeist der ukrainischen Bevölkerung ungebrochen“, so US-Außenminister Antony Blinken am 8. Juli, dem 500. Tag des russischen Einmarsches vom 24. Februar 2022.

Inspirierende Geschlossenheit
Mit Unterstützung aus aller Welt setzen die Menschen in der Ukraine die Verteidigung und den Wiederaufbau ihres Landes fort. Sie leben ihr Leben ungeachtet des Kreml und verteidigen mutig und entschlossen ihre Freiheit.
„Jeden Tag zeigt die ukrainische Bevölkerung ihre Widerstandsfähigkeit und Geschlossenheit bei der Verteidigung gegen Moskaus brutale, unerbittliche Angriffe“, sagte Blinken.
Hier einige Beispiele für den bemerkenswerten Widerstand der Ukrainerinnen und Ukrainer gegen die russische Aggression.

Reparatur des Stromnetzes
Der Krieg hat die Menschen in der Ukraine zu Helden gemacht, darunter auch die Beschäftigten im Energiesektor. Dank ihrer Bemühungen hat das ukrainische Energiesystem den ersten Winter nach der Invasion trotz der ständigen Angriffe der russischen Streitkräfte beschädigt, aber intakt, überstanden.
„Die Beschäftigten im Energiesektor haben das Gefühl, dass das, was wir bisher erlebt haben, uns nur noch stärker macht“, sagte Tetiana Balybiuk, stellvertretende Generaldirektorin für Investitionen bei Vinnytsia City Heating Energy, Anfang des Jahres.
Die internationale Gemeinschaft hat Milliarden für den Wiederaufbau der Ukraine zugesagt, unter anderem für die Überholung des Energienetzes und die Modernisierung der kritischen Infrastruktur des Landes.
Instandsetzung von Straßen und Infrastruktur
In vielen Fällen haben Ukrainerinnen und Ukrainer Brücken, Straßen und Regierungsgebäude, die von Russlands Raketen und Drohnen getroffen worden waren, bereits wieder aufgebaut.
„Wissen wir, dass das, was wir wiederaufgebaut haben, wieder zerstört werden könnte? Ja, aber das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen“, sagte die stellvertretende ukrainische Infrastrukturministerin Oleksandra Azarkhina dem Guardian.
„Und offen gesagt, ist der Wiederaufbau auch Teil unseres Widerstands“, sagte sie.

Versorgung der Verletzten
Russland hat Hunderte von Krankenhäusern in der Ukraine bombardiert. In vielen Fällen behandelte das medizinische Personal die Patientinnen und Patienten weiter, selbst nachdem die russischen Militärschläge ihre Einrichtungen schwer beschädigt hatten.
Jurij Kusnezow, ein Unfallchirurg in Isjum, lebte im Keller des Krankenhauses und führte dort Operationen durch.
„Von Zeit zu Zeit waren wir alle furchtbar deprimiert“, sagte er gegenüber Radio Free Europe/Radio Liberty. „Mit jedem geretteten Menschen, mit jedem geretteten Leben wuchs die Zuversicht, dass es richtig war, hier geblieben zu sein. … Wir waren überzeugt, dass nicht alles umsonst ist.“

Pflügen der Felder
Ihor Khabatiuk ist einer von 12.700 Landwirtinnen und Landwirten in der Ukraine, die Soforthilfe von der US-Regierung erhalten, um ihre Höfe zu retten und nach der Zerstörung durch die russischen Bombenangriffe wieder aufzubauen.
Eine von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Initiative sollte ukrainischen Landwirtinnen und Landwirten helfen, die russische Blockade des Schwarzen Meeres zu überwinden und ihre Produkte in die ganze Welt zu transportieren. Im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative der Vereinten Nationen wurden seit Juli letzten Jahres mehr als 32 Millionen Tonnen ukrainischer Agrarerzeugnisse sicher transportiert.

Unterricht in behelfsmäßigen Klassenzimmern
Oleksandr Pogoryelov ist eine von vielen Lehrkräften, die früher in Klassenzimmern unterrichteten. Dann zerstörten die russischen Streitkräfte seine Schule, wie Tausende andere, die von Russland in Schutt und Asche gelegt wurden. Seitdem unterrichtet er Dutzende Schülerinnen und Schüler bei sich zuhause in der östlichen Region Donezk. „Ärztinnen und Ärzte müssen Patienten behandeln, und Lehrkräfte müssen Kinder unterrichten“, sagte er Euronews.
Der russische Krieg zwang viele ukrainische Schülerinnen und Schüler dazu, in Notunterkünften oder anderen behelfsmäßigen Klassenzimmern zu lernen, so wie in Oleksandr Pogoryelovs Haus. Aber viele sind in die Klassenzimmer zurückgekehrt. Dank eines UNICEF-Zuschusses konnte eine Sekundarschule in Velyki Mosty an das Internet angeschlossen und die Beleuchtung aufrechterhalten werden, „damit wir weiterarbeiten können“, erzählt Iryna Pahutiak, die Leiterin der Schule.

Zustellung von Post
Die ukrainische Post und private Kurierdienste setzten die Zustellung der Post auch nach Beginn des Krieges fort, berichtet die Washington Post.
Neben der Zustellung von Briefen liefern diese Postbotinnen und Postboten auch Renten, Lebensmittel und sogar Medikamente für die Einwohner aus. „Es leben immer noch Menschen hier, also müssen wir weiterarbeiten“, erklärt Ljudmila Panchenko (53).

Ehrenamtliches Engagement
Seit Beginn des Krieges haben junge wie ältere Menschen nach Möglichkeiten gesucht, ihren Teil zum Schutz ihres Landes beizutragen und den Soldatinnen und Soldaten zu helfen, die es an der Front verteidigen.
Olena Grekowa, die vor dem Krieg hochwertige Mode entwarf, half zusammen mit anderen Freiwilligen in Saporischschja bei der Herstellung von Schutzwesten für ukrainische Soldatinnen und Soldaten. „Ich habe das Gefühl, dass ich hier gebraucht werde“, sagte Grekowa der Associated Press.
Und Tetiana Burianowa, die vor dem Krieg Partys und Ausflüge für junge Leute organisierte, hilft heute bei der Organisation von Reisen für Repair Together, einer Freiwilligengruppe, die in Kleinstädte fährt, um zu helfen, die Schäden durch russische Bombenangriffe zu beseitigen.
„Wir bauen eine neue Ukraine auf“, sagte sie dem Guardian.
Originaltext: 500 days of Ukrainian resilience