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August 29, 2022

Bekannter amerikanischer „Nazi-Jäger“ untersucht jetzt Kriegsverbrechen in der Ukraine 

Eli Rosenbaum 2018 in seinem Büro im US-Justizministerium (Foto: Salwan Georges/The Washington Post/Getty Images)

Eli Rosenbaum setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, die Verantwortlichen von Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. Auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, erschien am 29. August 2022 ein Artikel über seine Arbeit zur Aufklärung von Kriegsverbrechen in der Ukraine. 

Die Verfolgung von Kriegsverbrechen erfordert Gewissenhaftigkeit und Geduld. Diese Eigenschaften sind unerlässlich, wenn man die Täterinnen und Täter vor Gericht bringen will.

Seit Jahrzehnten ermittelt Eli Rosenbaum im Auftrag des US-Justizministeriums gegen NS-Kriegsverbrecherinnen und -verbrecher und verfolgt sie strafrechtlich. Heute koordiniert er die Bemühungen des US-Justizministeriums – und arbeitet dabei mit anderen Bundesbehörden zusammen –, um die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen und andere Gräueltaten in der Ukraine zur Rechenschaft zu ziehen.

„Es ist zweifellos unsere Aufgabe als Rechtsstaaten, dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die im Zusammenhang mit Russlands grundlosem Einmarsch in die Ukraine grausame Verbrechen begangen haben, sich nicht der Justiz entziehen“, sagte Rosenbaum am 14. Juli bei der Ukraine Accountability Conference in Den Haag.

So wurden nach dem Abzug der russischen Streitkräfte aus dem Kiewer Vorort Butscha im April Hunderte von Leichen aus den Straßen geborgen und Massengräber entdeckt. Die Gräueltaten lösten weltweit Empörung aus und viele Länder wiesen aus Protest russische Diplomatinnen und Diplomaten aus.

 Menschen in weißer Schutzkleidung beladen einen LKW mit Leichensäcken, weitere Leichensäcke liegen im Gras. (Foto: Rodrigo Abd/AP Images)
Freiwillige Helfer verladen am 12. April die Leichen von Zivilistinnen und Zivilisten, die in Butscha, einem Vorort von Kiew, getötet wurden, auf einen LKW, der sie zu Untersuchungszwecken in eine Leichenhalle bei Kiew bringen soll. (Foto: Rodrigo Abd/AP Images)

 

In einer Erklärung am 14. Juli in Den Haag sagte US-Außenminister Antony Blinken: „Jede Gräueltat löst eine Welle des Leids aus, die die meisten von uns nicht ermessen können … Es ist unsere Aufgabe, die Täterinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen und für Gerechtigkeit und Unterstützung für die zunehmende Zahl der Opfer zu sorgen.

Erfahrung mit Hunderten Fällen von Kriegsverbrechen 

Rosenbaum wird als „Nazi-Jäger“ bezeichnet, weil er seit Jahren NS-Kriegsverbrecherinnen und -verbrecher ermittelt, ausbürgert und aus den Vereinigten Staaten ausweist. Er arbeitete an 100 Fällen, bei denen es zur Aberkennung der Staatsangehörigkeit oder Ausweisung mutmaßlicher NS-Verbrecherinnen und -verbrecher kam, darunter die erfolgreiche Strafverfolgung eines ehemaligen KZ-Aufsehers in Tennessee im Jahr 2020 – 75 Jahre nach dem Verbrechen.

„Kriegsverbrecherinnen und -verbrecher können sich nicht verstecken“, sagte US-Justizminister Merrick Garland im Juni bei der Bekanntgabe von Rosenbaums Ernennung zum Beauftragten für die Verfolgung von Kriegsverbrechen im Justizministerium.

Während seiner beruflichen Laufbahn hat Rosenbaum auch Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit Gräueltaten in Bosnien, Guatemala und Ruanda verfolgt.

„Es mag dauern, in manchen Fällen vielleicht sogar Jahre, bis die Voraussetzungen dafür gegeben sind, die Täterinnen und Täter, die derartige Verbrechen in der Ukraine begangen haben, vor Gericht zu stellen, aber ich denke, die jüngste Geschichte zeigt, dass die zivilisierte Welt entschlossener ist als je zuvor, diese Straftaten nicht mehr ungesühnt zu lassen“, so Rosenbaum gegenüber VOA.

Rosenbaum erklärte, sein Team werde Beweise für mögliche Kriegsverbrechen mit Ermittelnden aus anderen Ländern austauschen.

„ICH BIN ZUVERSICHTLICH, DASS DER 

GERECHTIGKEIT GENÜGE GETAN WERDEN WIRD.“ 

 ~ ELI ROSENBAUM 

Die meisten der zu erwartenden Fälle werden in der Ukraine strafrechtlich verfolgt werden, aber Rosenbaum zufolge könnten einzelne Personen auch in anderen Ländern vor Gericht gestellt werden. Die Vereinigten Staaten unterstützen auch die Bemühungen des Internationalen Strafgerichtshofs, Beweise für mutmaßliche Gräueltaten in der Ukraine zu ermitteln und zu sichern.

„Die Beweise werden gesammelt, während wir hier sprechen“, sagte Rosenbaum am 14. Juli in Den Haag. „Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren, aber wir müssen auch auf die Qualität achten.“

Originaltext: Famed U.S. ‘Nazi hunter’ now investigates war crimes in Ukraine