Die Wissenschaft spricht: Hitzewellen
Die Blogserie Science Speaks (die Wissenschaft spricht) bietet einen tiefen Einblick in wissenschaftliche, technologische und innovative Themen, die die Öffentlichkeit beschäftigen. Die Serie vermittelt Schwerpunktthemen anhand von verständlichen Analogien und fordert die Leserinnen und Leser auf, maßgebliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, Wege zur Förderung der Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter zu erkunden und die entscheidende Frage zu beantworten: Warum sollte uns das interessieren?
Der Text wurde am 30. Dezember 2021 auf DipNote, dem Blog des US-Außenministeriums veröffentlicht. Die Autorin, Aubrey R. Paris, Ph.D., ist eine vertraglich beschäftigte Beraterin für Gender-, Klima- und Innovationspolitik im Büro für globale Frauenfragen (Secretary’s Office of Global Women’s Issues – S/GWI) des US-Außenministeriums. Dr. Paris machte ihren Doktor in Chemie und Werkstoffwissenschaft an der Princeton University und ihren Bachelor of Science in Chemie und Biologie am Ursinus College.
Als ich in der 11. Klasse war, führte der Theaterclub unserer Highschool in Anlehnung an Twelve Angry Men (Die 12 Geschworenen) Twelve Angry Women auf, um Geschlechtergerechtigkeit bei der Besetzung zu gewährleisten. Das Theaterstück aus den Fünfzigerjahren zeigt 12 männliche Geschworene, die versuchen, in einem Gerichtsverfahren zu einem einstimmigen Urteil zu gelangen. Eine Hitzewelle heizt den Beratungsraum auf (der weder über einen funktionierenden Ventilator verfügt noch über Fenster, die sich richtig öffnen lassen) und facht ein emotionales Feuer an. Ich frage mich oft, wie unser Stück wohl aussähe, wenn es heute geschrieben würde.
Ein möglicher Unterschied könnte die Intensität der Hitzewelle sein, unter der die weiblichen Geschworenen leiden. Hitzewellen oder Perioden extremer Hitze entstehen, wenn eine Hochdruckluftmasse in der oberen Atmosphäre stillsteht und heiße Luft in der Nähe der Erdoberfläche hält. Es gibt keine einheitliche Definition für Hitzewellen, die Bedingungen (einschließlich Temperatur und Dauer) variieren je nach Bundesstaat oder Land. In der Regel werden Hitzewellen gemessen, indem die tatsächliche Temperatur eines Ortes mit den durchschnittlichen Wetterbedingungen zu dieser Jahreszeit verglichen wird.
Die Intensität der Hitzewelle hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Urbanisierung. Städte sind aufgrund des urbanen Wärmeinseleffekts tendenziell wärmer als nahegelegene ländliche Gebiete, wobei die Veränderung von Landoberflächen durch wärme- oder lichtabsorbierende Materialien (z.B. Asphalt oder Glas) sowie Fahrzeuge und eine weniger dichte Vegetation Wärme speichern und eine Abkühlung verhindern. Dass Twelve Angry Women in New York spielt, macht es für die weiblichen Geschworenen sicherlich nicht leichter; man könnte für eine Version der 2000er-Jahre also einen Wald als Kulisse in Betracht ziehen, wenn die Charaktere eine Chance haben sollen, der Hitze zu trotzen.
Denn weltweit nehmen Extremtemperaturereignisse aufgrund der Klimakrise an Häufigkeit, Dauer und Intensität zu. Hitzewellen verschlimmern andere Naturkatastrophen; zu den Folgen gehören Ernteausfälle (und die daraus resultierende Nahrungsmittelunsicherheit), eine Verschlechterung der Luftqualität (hoher Luftdruck verhindert die Verteilung von Schadstoffen), Stromausfälle (bei höheren Temperaturen ist mehr Klimatisierung erforderlich), Infrastrukturschäden (haben Sie die Fotos von Straßen gesehen, auf denen der Asphalt buchstäblich schmilzt?), verringerte wirtschaftliche Produktivität (Arbeiten bei extremer Hitze ist gesundheitsschädlich) oder Konflikte (ausgelöst durch eines der oben genannten Probleme). Einige der gravierendsten Folgen betreffen jedoch die Gesundheit der Menschen.

Unter allen extremen Wetterereignissen sind Hitzewellen die tödlichsten. Werden bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit bestimmte Grenzwerte überschritten, ist der menschliche Körper nicht mehr in der Lage, schnell genug zu schwitzen, um sich abzukühlen. Hitzebedingte Erkrankungen sind weit verbreitet, und bestimmte Bevölkerungsgruppen sind stärker betroffen als andere. Am stärksten gefährdet sind Kinder sowie ältere und chronisch kranke Menschen, im Freien Arbeitende, einkommensschwache Familien und Schwangere. Bei Frauen und Mädchen kommen oft noch weitere Risikofaktoren hinzu, und das nicht nur wegen eines überhitzten Geschworenenzimmers.
Eine schwangere Frau zum Beispiel ist bei Hitze schneller erschöpft und erleidet schneller einen Hitzschlag als eine nicht schwangere Person, weil es für ihren Körper viel schwieriger ist, sich selbst zu kühlen. Bei Schwangeren, die extremer Hitze ausgesetzt sind, kann es auch zu Frühgeburten, Präeklampsie und ungünstigen Schwangerschaftsverläufen kommen.
Hinzu kommt, dass Frauen, nichtbinäre Menschen und LGBTQI+-Personen häufiger mit unsicheren Wohnverhältnissen oder Obdachlosigkeit konfrontiert sind – weitere Risikofaktoren bei extremer Hitze. Außerdem gehört es auch bei steigenden Temperaturen in vielen Gesellschaften oft zu den Aufgaben von Frauen, Nahrungsmittel anzubauen oder Wasser zu holen; in diesem Fall kann extreme Hitze sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Existenzgrundlage beeinträchtigen. Indigene Frauen können zudem gleichzeitig von Armut, unzureichenden Wohnverhältnissen und fehlender Gesundheitsversorgung betroffen sein, was sie besonders anfällig für Hitzestress macht. Eine moderne Fassung von Twelve Angry Women könnte vielleicht ergründen, wie die weiblichen Geschworenen diese Herausforderungen erleben.
Glücklicherweise wird der Vorbereitung auf Hitzewellen und deren Eindämmung immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Denkbare Lösungen sind unter anderem Technologien zur Kühlung von menschengemachten Oberflächen oder die Erhöhung des Baumbestands in urbanen Räumen. Frühwarnsysteme, Krisenpläne der Kommunen und andere vorausschauende Maßnahmen (wie die Installation von Klimaanlagen in Geschworenenräumen) werden die Widerstandsfähigkeit erhöhen. In Ländern wie Indien befähigen Basisorganisationen Frauen, Entscheidungen für ihren Haushalt zu treffen, die ihren Familien und Gemeinden dabei helfen, sich an extreme Hitze anzupassen.

Die US-Regierung setzt auf einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, um die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Klimakrise und ihrer unterschiedlichen Folgen, einschließlich extremer Hitze, zu fördern. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern im Rahmen des Klimagipfels der Staats- und Regierungschefs, der COP26 und anderer bilateraler und multilateraler Foren. Bundesbehörden helfen Gemeinden bei der Planung und Reaktion auf extreme Hitze, leiten die Bemühungen, klimabedingte Auswirkungen auf die Gesundheit zu antizipieren und die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu identifizieren, und nutzen Systeme zur Meldung extremer Hitze. Auch im Entstehen begriffene Bürgerwissenschaftsprojekte (citizen science projects), die urbane Wärmeinseln erfassen, könnten interessante Modelle für globales Handeln liefern.
Man muss nicht in einem schlecht belüfteten Geschworenenzimmer gefangen sein, um die Folgen extremer Hitze zu verstehen. Wie könnte Ihre Gemeinde die Widerstandsfähigkeit gegen Hitzewellen verbessern?
Originaltext: Science Speaks: Heat Waves