Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen hilft auch bei der Bekämpfung anderer Krankheiten
MEDIZIN/GESUNDHEIT
Welche anderen Einsatzmöglichkeiten gibt es für die mRNA-Technologie? Mit dieser Frage beschäftigt sich dieser Artikel vom 22. Juli 2021 von Leigh Hartman, der auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, veröffentlich wurde. Wir haben ihn übersetzt.
Forschende in den Vereinigten Staaten nutzen die zur Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen eingesetzte Technologie auch im Kampf gegen andere Krankheiten, wie beispielsweise HIV/AIDS.
In klinischen Studien wurde gezeigt, dass die von US-Unternehmen, der US-Regierung und internationalen Partnern entwickelten mRNA-Impfstoffe (Messenger-RNA) 95 Prozent der COVID-19-Erkrankungen verhindern. Anders als bei der Verwendung von abgeschwächten Viren verwendet man bei mRNA-Impfstoffen den genetischen Code eines Virus, um eine Reaktion des Immunsystems auszulösen.
US-Forscherinnen und Forscher setzen die mRNA-Technologie, die auf Erkenntnissen der University of Pennsylvania aus dem Jahr 2005 beruhet, inzwischen auch bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen eine Vielzahl von anderen Krankheiten ein, von denen weltweit Millionen von Menschen betroffen sind, darunter HIV/AIDS, Zika und die Grippe.
„Wir sind überzeugt, dass dies eine einmalige Chance ist, neue Impfstoffe gegen Viren zu entwickeln, die weltweit der Gesundheit von Menschen schaden“, sagt Stéphane Bancel, Vorstandsvorsitzender von Moderna, einem in Cambridge (Massachusetts) ansässigen Unternehmen. „Wir sind der Auffassung, dass wir mit unseren mRNA-Impfstoffen grundlegenden Einfluss auf die Gesundheit der Menschen nehmen können.“
Moderna wird im Laufe dieses Jahres in Zusammenarbeit mit der Nationalen Gesundheitsbehörde der Vereinigten Staaten (U.S. National Institutes of Health – NIH) mit klinischen Studien für einen mRNA-Impfstoff gegen HIV/AIDS beginnen. Weltweit sind über 37 Millionen Menschen an HIV/AIDS erkrankt. Zu den umfangreichen Anstrengungen der Vereinigten Staaten im Kampf gegen HIV/AIDS zählen auch die seit 2003 im Rahmen von PEPFAR getätigten Investitionen in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar.
Das in New York ansässige Unternehmen Pfizer hat angekündigt, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Pharmaunternehmen BioNTech einen mRNA-Impfstoff gegen Grippe zu entwickeln. Die beiden Unternehmen haben bei der Herstellung eines mRNA-Impfstoffes gegen COVID-19 zusammengearbeitet.
Die Vereinigten Staaten können bei der Entwicklung von Impfstoffen auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der amerikanische Arzt Jonas Salk entdeckte im Jahr 1955 einen Impfstoff gegen Polio, mit dem die Krankheit, die bis dahin jedes Jahr bei Hunderttausenden von Kindern Lähmungen verursacht hatte, beinahe ausgerottet werden konnte.
Bis der amerikanische Wissenschaftler John Enders im Jahr 1963 einen Impfstoff dagegen entwickelte, kamen jedes Jahr weltweit geschätzt 2,6 Millionen Menschen durch eine Masernerkrankung ums Leben. Die Zahl der Masernerkrankungen ist laut der CDC seitdem weltweit drastisch gesunken und auf 142.000 Todesfälle im Jahr 2018 zurückgegangen.
Unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Pandemie begannen US-Forschende bei Moderna, dem NIH und dem Pharmaunternehmen Pfizer, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen BioNTech, mit der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen. Im Juni gab US-Präsident Biden bekannt, dass die Vereinigten Staaten 500 Millionen Dosen mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 von Pfizer-BioNTech bestellen und an andere Länder spenden würden.
Die im Kampf gegen COVID-19 weiterentwickelte mRNA-Technologie kommt auch in der Forschung nach Impfstoffen und Medikamenten für andere Krankheiten zum Einsatz.
„Die Unterschiede zwischen verschiedenen, auf mRNA basierenden Medikamenten liegen hauptsächlich in den jeweiligen codierenden Abschnitten“, erläutert Moderna auf der Website des Unternehmens und bezieht sich dabei auf einen Impfkomponente, die das Virus im Körper angreift.
In den Vereinigten Staaten arbeiten weitere Unternehmen an bahnbrechenden mRNA-Impfstoffen und -Medikamenten, darunter Gritstone Oncology und Gilead Sciences, die gemeinsam an einem HIV-Impfstoff forschen, sowie Kernel Biologics, das ein auf mRNA basierendes Medikament gegen Krebs entwickelt. Translate Bio erprobt ein Medikament für die Behandlung von Mukoviszidose, während Arcturus Therapeutics an einem mRNA-Impfstoff gegen Grippe und COVID-19 sowie an einem Medikament für die Behandlung von Mukoviszidose und Lebererkrankungen forscht.
Am 22. Juni sagte Dr. Anthony Fauci, Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Disease und oberster Berater des US-Präsidenten in medizinischen Fragen, dass der Erfolg von mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 „uns auf jeden Fall auch bei anderen Infektionen einen Schritt weiter bringen wird.“
„Wir haben dadurch das außergewöhnliche Potenzial [von mRNA]-Technologie als Impfstoffplattform aufgezeigt“, so Fauci.
Originaltext: The push for COVID-19 vaccines is helping fight other diseases