Europa wendet sich von russischem Öl und Gas ab
US-Außenministerium/M. Gregory

Von Leigh Hartman für ShareAmerica, eine Website des US-Außenministeriums, 4. Mai 2023.
Die Europäische Union erzeugt so viel Strom aus Wind- und Solarenergie wie nie zuvor, denn die 27 Mitgliedstaaten wollen ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland verringern.
Vier Monate nach Wladimir Putins groß angelegtem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 rief die Europäische Kommission den Plan REPowerEU ins Leben. Ziel der EU-Kampagne ist es:
- die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern,
- den Gesamtenergieverbrauch zu senken und
- die Energieversorgung zu diversifizieren.
Die EU-Länder hatten bereits begonnen, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen, aber der Krieg Russlands in der Ukraine hat diese Entwicklung noch beschleunigt. Im Jahr 2022 wurde erstmalig mehr Strom aus Wind- und Solarenergie als aus Gas gewonnen. Der Londoner Energie-Expertengruppe Ember zufolge lieferten Wind- und Solarenergie einen Rekordanteil von 22 Prozent des Stroms in den EU-Ländern.
US-Außenministerium/M. Gregory „Wir müssen die Investitionen in heimische erneuerbare Energien verstärken“, sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, im Oktober 2022. „Nicht nur für das Klima, sondern auch, weil der Übergang zu sauberer Energie der beste Weg ist, um Unabhängigkeit und Energieversorgungssicherheit zu erreichen.“
Laut Ember nahm die Solarstromerzeugung 2022 auf dem gesamten Kontinent um 25 Prozent zu. In 20 EU-Ländern war der Anteil an Solarstrom im Jahr 2022 am höchsten. Im Oktober versorgte sich Griechenland mehrere Stunden lang ausschließlich durch erneuerbare Energien und liegt sieben Jahre vor seinem für 2030 gesteckten Ziel für die Stromerzeugung aus Sonnenenergie.
Bis 2030, so das Ziel von RePowerEU, sollen mehr als 40 Prozent des gesamten Stroms in der EU aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.
Verringerung der Nachfrage, Diversifizierung der Quellen
Um das Ziel der Europäischen Kommission zu erreichen, den Energieverbrauch in der EU um 15 Prozent zu senken, änderten die EU-Bevölkerung und die Regierungen ihre Gewohnheiten und wurden energieeffizienter. Unter anderem wurden folgende Maßnahmen ergriffen:
- Deutschland hat die Temperatur in öffentlichen Gebäuden gesenkt und Bahntickets billiger gemacht, damit weniger private Fahrzeuge genutzt werden.
- Spanien ordnete an, dass Geschäfte und öffentliche Gebäude nachts die Beleuchtung ausschalten müssen.
- Frankreich verdunkelte den Eiffelturm und führte strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen in den Städten ein.
Das Öl und Gas, das die EU-Staaten weiterhin importieren mussten, bezogen sie von Partnern wie Norwegen und den Vereinigten Staaten.
US-Außenministerium/M. Gregory In EU-Ländern wurden außerdem neue Flüssiggasterminals errichtet und Pipelines ausgebaut, die sich nicht im Besitz Russlands befinden, um alternative Routen für fossile Energieträger zu schaffen.
Diese Verlagerung auf nicht-russische Energiequellen hat den globalen Gashandel und die Energiemärkte „drastisch und dauerhaft verändert“, heißt es in einem Bericht des Center for Strategic and International Studies.
Zunehmende Energieunabhängigkeit
Putin hat die russischen Gas- und Öllieferungen an die EU-Länder gekappt, aber dieser Schritt hat die Unterstützung der EU für die Ukraine nicht untergraben, wie er es gehofft hatte, sagen Analystinnen und Analysten.
„Russland hoffte, Europa vor einen harten Kompromiss zu stellen: entweder die Ukraine unterstützen und frieren oder die russische Invasion dulden und im Warmen sitzen“, so Mitchell Orenstein, der an der University of Pennsylvania den Lehrstuhl für Russland- und Osteuropastudien innehat.
Stattdessen wandten sich die EU-Länder von russischer Energie ab, und die EU ist heute energieunabhängiger als noch vor einem Jahr.
„Die Trennung Europas von Russland im Energiebereich ist fast abgeschlossen“, sagte Andrew Lipow, Präsident des Ölindustrie- und Marktberatungsunternehmens Lipow Oil Associates, gegenüber Politico.
Russlands Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor sind laut Wirtschaftsberichten im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent eingebrochen.
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) machten die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft im Jahr 2021 fast die Hälfte des russischen Staatshaushalts aus. Die IEA prognostiziert, dass Russlands Energieexporte in den kommenden zehn Jahren um sieben Prozent zurückgehen werden.
„Die von Erpressung, Drohungen und Nötigung geprägte Ära der russischen Vorherrschaft im Gasbereich geht zu Ende“, sagte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki bei der Eröffnung der Baltic Pipe, einer neuen Gasinitiative Polens und Dänemarks. „Heute beginnen wir eine neue Ära: die Ära der Energiesouveränität, der Energiefreiheit und der erhöhten Sicherheit.“
Originaltext: Europe moves away from Russia’s oil and gas