Geschichte Leipzig
Die Vereinigten Staaten haben schon aufgrund der zahlreichen Geschäfts-, Handels- und Industriebeziehungen mit Sachsen eine lange Geschichte des diplomatischen Engagements in dieser Region. Seit Ende des 18. Jahrhunderts betrachten die Amerikaner Leipzig als einen strategisch günstigen Standort für ein Konsulat. Als Messestadt war Leipzig das Handelszentrum Sachsens und bot Amerikanern somit Geschäftskontakte mit einer aufstrebenden Wirtschaftsregion im Herzen Europas. Schon vor der Eröffnung eines amerikanischen Konsulats in Leipzig gab es Handelsabkommen und –verträge mit der Region, die bis kurz nach Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zurückdatieren.
Der erste amerikanische Konsul in Leipzig wurde am 22. Mai 1826 ernannt, um über den Warenhandel zwischen den Vereinigten Staaten und dem Königreich Sachsen zu verhandeln. Der erste Konsul, Christian Friedrich Göhring, unterstützte Unternehmen wie „Davis and Brooks“ und die „Elbe-American Company“, die er auch leitete. Göhrings Rang als Konsul war ein wichtiges Element beim Aufbau von Kontakten der Vereinigten Staaten mit anderen Städten der Region. Einige Jahre nach Göhrings Tod 1834 wurde am 23. August 1837 ein weiterer amerikanischer Konsul in Dresden ernannt. Insgesamt waren vor dem Ende des Jahrhunderts 14 Vertreter der amerikanischen Regierung (Konsuln, Wirtschafts- und Konsularbeamte) in dieser Region tätig. Außer in Leipzig und Dresden wurden in den Städten Annaberg, Chemnitz, Eibenstock, Erfurt, Glauchaus, Gera, Magdeburg, Markneukirchen, Plauen, Sonneberg, Weimar und Zittau Vertreter akkreditiert. Die Zahl der konsularischen Ernennungen in dieser Region spiegelte das zunehmende Interesse der US-Regierung und amerikanischer Unternehmen an der Region und diesem Teil Deutschlands im 19. Jahrhundert wider.
Die Fortsetzung des amerikanischen Engagements in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts war aufgrund des Eintritts der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg von kurzer Dauer. Am 17. Februar 1917 erhielt Konsul William P. Kent die Weisung der Amerikanischen Botschaft Berlin, das Konsulat in Leipzig zu schließen. Vier Jahre lang diente das Konsulatsgebäude als provisorische Unterkunft für amerikanische und alliierte Flüchtlinge aus Serbien, Rumänien und Japan. Am 10. Dezember 1921 öffnete das Konsulat seine Türen wieder; Konsul wurde Hernando de Soto. Zu dieser Zeit erhielt es auch die Zuständigkeit für die offiziellen Kontakte der Vereinigten Staaten mit den deutschen Ländern Anhalt und Thüringen sowie Sachsen.
Gute Zusammenarbeit zwischen dem Konsulat und den Leipziger Stadtbehörden bot die Basis für erfolgreiche, langfristige Beziehungen zu Sachsen, dem heutigen Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ein Großteil des Erfolgs ist den Bemühungen von de Soto zu verdanken, der besonders gut mit den Kommunalbehörden zusammenarbeitete. Nach dem Tod de Sotos schrieb die Lokalzeitung Leipziger Neueste Nachrichten, dass er ein „warmherziger und ehrlicher Freund Deutschlands“ gewesen sei und dass er dazu beitrug, „das gespannte Verhältnis zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten zu verbessern“. Am 10. September 1935 erhielt des Leipziger Konsulat den Status eines Generalkonsulats. Allerdings wurde mit der Verschlechterung der deutsch-amerikanischen Beziehungen Ende der 30er Jahre und während des Zweiten Weltkriegs die Schließung des Generalkonsulats Leipzigs durch die nationalsozialistischen Behörden angeordnet, und das Generalkonsulat schloss am 10. Juli 1941.
Das Generalkonsulat blieb nach dem Krieg und während der gesamten Zeit der kommunistischen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) geschlossen, da sämtliche Kontakte der Vereinigten Staaten zur Region streng kontrolliert und auch nicht gefördert wurden. Erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Weg für die Wiedereröffnung des Amerikanischen Generalkonsulats in Leipzig geebnet. Amerikanische Diplomaten wurden 1991 in Leipzig akkreditiert, und am 30. Juni 1992 wurde das Generalkonsulat offiziell nach 50jähriger Wartezeit an seinem jetzigen Standort in der Wilhelm-Seyfferth-Straße im berühmten Musikerviertel Leipzigs wiedereröffnet. Heute ist das Amerikanische Generalkonsulat Leipzig für die offiziellen Beziehungen der Vereinigten Staaten mit den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig.
Im Mai 2011 feiert das US-Generalkonsulat in Leipzig seinen 185. Geburtstag mit einer öffentlichen Veranstaltung und einer aktualisierten Veröffentlichung der Geburtstagsbroschüre. (PDF)