Holocaust-Leugnung und -Verfälschung müssen aufhören
Trauernder Holocaust-Überlebender während einer Feierstunde am 27. Januar 2020 im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Oświęcim (Polen). (Foto: Natalia Fedosenko/TASS/Getty Images)
DEMOKRATIE/MENSCHENRECHTE
Holocaust-Leugnung und -Verfälschung müssen aufhören
Am 27. Januar ist Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Anlässlich dieses Jahrestages haben wir einen Beitrag von Lauren Monsen übersetzt, der am 25. Januar 2022 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, erschien.
Führende Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt arbeiten zusammen, um gegen sich im digitalten Zeitalter schnell verbreitende gefährliche Botschaften vorzugehen, in denen der Holocaust geleugnet und verzerrt dargestellt wird.
Die Internationale Allianz zum Holocaustgedenken (International Holocaust Remembrance Alliance), ein Gremium, das weltweit die Aufklärung über den Holocaust, dessen Erforschung und das Holocaust-Gedenken fördert, erklärt die Begriffe: Die „Leugnung des Holocaust“ zielt darauf ab, die Geschichte des Holocaust auszulöschen. So wird versucht, den Nationalsozialismus und den Antisemitismus zu legitimieren. Bei der „Verfälschung des Holocaust“ werden einige Aspekte des Holocaust als Fakten anerkannt. Dennoch wird der Holocaust in vielfältiger Weise und mittels verschiedener Medien entschuldigt, verharmlost oder falsch dargestellt.
Überall auf der Welt sprechen sich immer mehr führende Politikerinnen und Politiker deutlich gegen diese Formen von Antisemitismus aus.

Die Verfälschung ist häufig deutlich subtiler und heimtückischer als die unmittelbare Leugnung. Man findet sie in sämtlichen Bereichen des politischen Spektrums, aber seit Beginn der Corona-Pandemie haben Extremisten die Verfälschung des Holocaust vermehrt auf eine Art und Weise instrumentalisiert, die der Demokratie schaden kann – so trugen sie beispielsweise einen gelben Stern (der dem ähnelt, den Jüdinnen und Juden zu NS-Zeiten tragen mussten), um gegen die Impfpflicht zu protestieren und sich selbst als Opfer darzustellen. Ein derartiges Vorgehen fördert Misstrauen gegenüber den Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens, während gleichzeitig das Gedenken an die Holocaust-Opfer missachtet wird.
Einige wollen mit ihrer Verfälschung des Holocaust den Ruf jener wieder herstellen, die an ihm beteiligt waren, indem sie deren Rolle als NS-Kollaborateure herunterspielen, so Ellen Germain, US-Sonderbeauftragte für Holocaustfragen im US-Außenministerium. Aber unabhängig davon, in welcher Form die Verfälschung des Holocaust geschieht, sie „verharmlost das Verbrechen des Holocaust – die systematische Auslöschung eines ganzen Volkes“, erläutert Germain.
Robert Williams vom U.S. Holocaust Memorial Museum, hochrangiges Mitglied der US-Delegation bei der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken, nennt „die Leugnung des Holocaust eine ernst zu nehmende Bedrohung, die aber in Nordamerika und Europa heute weniger weit verbreitet ist als die Verfälschung des Holocaust“. „Sie kann zu einer ‚Einstiegsdroge‘ für Verschwörungsideologien und noch gefährlichere Formen von Antisemitismus werden. Sie wird eingesetzt, um zu radikalisieren und allgemeinen kulturellen und sozialen Unfrieden zu stiften.“
Besucher beim Rundgang durch das Museum im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Oświęcim (Polen) im Jahr 2020. (Foto: Natalia Fedosenko/TASS/Getty Images)
Als oberster Diplomat der Vereinigten Staaten weist Außenminister Antony Blinken, selbst Stiefsohn eines Holocaust-Überlebenden, seit seinem Amtsantritt auf diese Probleme hin.
„Es ist kein Zufall, dass Menschen, die Instabilität erzeugen und die Demokratie schwächen wollen, häufig versuchen, Zweifel über den Holocaust zu säen“, sagte er. „Deshalb ist es so wichtig, die Wahrheit über die Vergangenheit zu sagen und die Tatsachen zu verteidigen, wenn andere versuchen, die Verbrechen des Holocaust zu verfälschen oder zu bagatellisieren.“
Originaltext: Holocaust denial and distortion must stop