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Juli 17, 2023

In der afroamerikanischen Community hat sich eine eigene Gebärdensprache entwickelt

Man and woman signing different versions of a comment (© Bill O'Leary/The Washington Post/Getty Images)
Jason Begue (links) und Professorin Carolyn McCaskill von der Gallaudet University zeigen die Unterschiede in der Gebärdensprache anhand eines Kompliments, das man einer Person macht, weil sie schön angezogen ist. Er gebärdet dafür dressed to the nines, sie tight. (Foto: Bill O’Leary/The Washington Post/AP Images)

Dieser Artikel von Lenore T. Adkins befasst sich mit der afroamerikanischen Gebärdensprache und erschien erstmals am 22. Februar 2023 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums. 

Carolyn McCaskill, Professorin an der Gallaudet University und Gründungsdirektorin des neuen Center for Black Deaf Studies der Universität widmet ihre berufliche Laufbahn der Black American Sign Language (Black ASL).

McCaskill, die selbst gehörlos ist, war an der Produktion des kürzlich erschienenen Dokumentarfilms Signing Black in America beteiligt und ist Mitverfasserin eines Buchs mit dem Titel The Hidden Treasure of Black ASL: Its History and Structure, ein Sammelband mit Forschungsergebnissen zu Schwarzer Gebärdensprache im Süden der Vereinigten Staaten und den Menschen, die sie anwenden.

McCaskill sagt, Black ASL trage dazu bei, die Selbstwahrnehmung Schwarzer Gehörloser und damit die Anerkennung ihrer Sprache, Geschichte, Kultur und Erfahrungen zu stärken.

„Die Welt soll von uns erfahren“, sagt McCaskill mithilfe eines Gebärdendolmetschenden. „Wir haben eine vielfältige Kultur, Community und Sprache. Das möchte ich dokumentieren. Auch wenn viel ältere Schwarze Gehörlose, die die Sprache vorangebracht haben jetzt von uns gehen, wird Black ASL überleben.“ McCaskill will die Sprache an zukünftige Generationen weitergeben.

Woman signing 'my bad' (© Bill O'Leary/The Washington Post/Getty Images)
Eine Frau zeigt die Gebärde für my bad (mein Fehler) (Foto: Bill O’Leary/The Washington Post/AP Images)

Gebärdensysteme

Etwa 500.000 Menschen in den Vereinigten Staaten verwenden ASL, aber Menschen, die mit Black ASL kommunizieren, verwenden eine andere Technik: Ihre Gesten sind raumgreifender, ihre Mimik ausdrucksstark. Zu ihrem Standardrepertoire gehören Redewendungen, die im afroamerikanischen Sprachgebrauch besonders geläufig sind. So gibt es Gebärden für die sehr verbreitete Begrüßung „what‘s up?“ (wie geht‘s?) und den entschuldigenden Ausdruck „my bad“ (mein Fehler).

Black ASL entstand nach dem Bürgerkrieg im Süden der Vereinigten Staaten an Gehörlosenschulen, in denen ausschließlich afroamerikanische Schülerinnen und Schülern unterrichtet wurden. Der getrennte Unterricht von weißen und Schwarzen Schülerinnen und Schülern förderte die Entstehung eines eigenen Wortschatzes, grammatikalischer Besonderheiten und eigenständiger Gebärden.

 

„Was geht hier vor sich?“

McCaskill lernte Black ASL an der Alabama School for the Negro Deaf and BlindNachdem die Schulen des Bundesstaats 1960 nach Aufhebung der Segregation zusammengelegt wurden, ging sie auf die Alabama School for the Deaf. Ebenso wie ihre Schwarzen Mitschülerinnen und Mitschüler hatte sie Schwierigkeiten, die Gebärden der weißen Lehrkräfte und Klassenkameradinnen und -kameraden dort zu verstehen.

„Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, warum ich nichts verstehe“, erzählt McCaskill. „Später wurde mir klar: Sie verwendeten andere Gebärden.“

Je vertrauter ihr ASL wurde, desto weniger nutzte sie Black ASL. Inzwischen verwendet McCaskill je nach Situation mal das eine, mal das andere System.

An der Gallaudet University erlebt sie, wie sich Black ASL weiterentwickelt. So war die Gebärde für „Schwarze/r“ beispielsweise stets ein horizontal vor der Stirn entlanggezogener Zeigefinger. Ihre Studierenden wiederum formen die Finger zu einem B, ziehen dies schwungvoll vor der Stirn entlang und lehnen sich nach hinten. Auch mit der anderen Hand beschreiben sie ein B, das sie parallel dazu vor der Brust entlangziehen.

Robert Bayley, Linguistikprofessor an der University of California in Davis, arbeitet mit McCaskill zusammen. Er sagt, junge Leute seien Vorreiter, wenn es um die Weiterentwicklung von Sprache geht.

„Alle Sprachen und alle Gemeinschaften sind es wert, geachtet und studiert zu werden“, so Bayley. Und dies ist eine wichtige Community.“

 

OriginaltextBlack American Sign Language thrives