In wenigen Tagen werden Joe Biden als US-Präsident und Kamala D. Harris als Vizepräsidentin vor dem Kapitol vereidigt. Dieses Jahr ist jedoch alles anders, denn bedingt durch die COVID-19-Pandemie werden die Feierlichkeiten nicht in gewohnter Weise stattfinden. Dieser Beitrag erschien am 15. Januar 2021 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums.
Alle vier Jahre findet am 20. Januar in Washington die Amtseinführung des gewählten US-Präsidenten vor einer großen Menschenmenge statt. Der Präsident lädt zu Konzerten, Paraden und Bällen ein, die über mehrere Tage den Rahmen für die Amtseinführung bilden.
Wenn jedoch Joseph R. Biden jr. am 20. Januar der 46. Präsident der Vereinigten Staaten wird, wird es auf der National Mall anstelle von dicht gedrängten Menschenmassen amerikanische Flaggen geben. Statt der langen Reihe von Blaskapellen wird es eine virtuelle Parade geben, bei der Künstlerinnen und Künstler aus dem ganzen Land auftreten werden.
Der Umfang der Feierlichkeiten wurde von den Behörden eingeschränkt, um Ansteckungen mit dem Corona-Virus zu vermeiden. Große Galas wurden aufgrund der Pandemie diesmal abgesagt. Dennoch wird es auch einige typische Elemente sowie kreative Neuinterpretationen vergangener Veranstaltungen geben.
Alte Gepflogenheiten mit kleinen Änderungen
Wie auch ihre Vorgänger, werden Biden und Harris ihren Amtseid auf der Westseite des Kapitols leisten, wenn auch vor einem kleineren Publikum. Anstatt Kongressabgeordneten und anderen wie gewohnt 200.000 Eintrittskarten zur Weitergabe zur Verfügung zu stellen, bekamen sie in diesem Jahr lediglich eine Karte für sich und einen Gast.
Das Motto der diesjährigen Amtseinführung lautet „Vereintes Amerika“ (America United), und da die Öffentlichkeit darum gebeten wurde, der Zeremonie von zuhause aus zu folgen, nutzen die Organisatoren die Möglichkeiten sozialer Medien und virtueller Formate, um die Teilnahme zu ermöglichen. Das für die Amtseinführung zuständige Planungskomitee des Präsidenten hat erklärt, dass während der Veranstaltung beispielsweise Videos von Menschen gezeigt werden, die ihre Botschaften für die Amtsübergabe auf Plakaten in die Kamera halten werden.
„Die Amtseinführung wird unsere gemeinsamen Werte widerspiegeln und uns ebenso wie das Motto der Vereinigten Staaten, E pluribus unum – aus Vielen Eins, daran erinnern, dass wir gemeinsam stärker sind als allein“, so Tony Allen, Leiter des Planungskomitees.
Biden hat die Einladung des US-Außenministeriums angenommen, die Nacht vor der Amtseinführung im geschichtsträchtigen Blair House, dem Gästehaus des Weißen Hauses, zu verbringen.
Die Ansprache bei der Vereidigungszeremonie hält der ehemalige Präsident der Georgetown University, Reverend Leo O’Donovan, und Andrea Hall, Feuerwehrfrau aus Georgia, wird den Treueschwur sprechen. Die erste Preisträgerin des National Youth Poet Laureate, Amanda Gorman, wird ein Gedicht rezitieren, und Reverend Silvester Beaman von der Bethel African Methodist Episcopal Church in Wilmington (Delaware) wird den Segen sprechen.
Die Nationalhymne wird von Lady Gaga gesungen und Jennifer Lopez wird auf der Westseite des US-Kapitols auftreten. Unter den ebenfalls angekündigten amerikanischen Sängerinnen und Sängern sind Justin Timberlake, Jon Bon Jovi, Demi Lovato und Ant Clemons.
Am Abend wird Schauspieler Tom Hanks anlässlich der Feierlichkeiten zu Joe Bidens Amtseinführung eine Sondersendung im Fernsehen moderieren.
Und wie sieht es mit den diesmal nicht vergebenen Eintrittskarten aus? Auf der National Mall (einem Park, der sich westlich des Kapitols erstreckt) werden beinahe 200.000 Flaggen aufgestellt werden, die alle jene Bürgerinnen und Bürger symbolisieren sollen, die wegen COVID-19 nicht dort sein können.
Joe Biden wird sein Amt als Oberbefehlshaber kurz nach der Zeremonie und nach einer Abnahme der Truppen übernehmen und von Militärkapellen und Ehrengarden zum Weißen Haus eskortiert werden.
Bevor er die 1600 Pennsylvania Avenue bezieht, werden Biden, seine Frau Jill, Harris und ihr Mann Douglas Emhoff einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten auf dem Nationalfriedhof in Arlington (Arlington National Cemetery) niederlegen. Sie werden von den ehemaligen Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton und deren Ehefrauen begleitet werden.
Stephen Hess, Senior Fellow Emeritus an der Brookings Institution, hat schon viele Amtseinführungen in Washington erlebt, und hat vor, Bidens Rede aufmerksam zu verfolgen.
„Amtseinführungen in einer Demokratie sind ein großartiges Ereignis“, sagte Hess, und die Rede des neuen Präsidenten ist ein wichtiger Wendepunkt. „Es ist eine Rede, mit der der Präsident nicht mehr Kandidat ist, sondern beginnt, Präsident zu sein. Statt eines Wahlbezirks mit seinen Wählern hat er nur einen Wahlbezirk, dem alle Amerikanerinnen und Amerikaner angehören.“
Originaltext: Biden’s inauguration to blend the old with the new