Im Rahmen des Black History Month erschien am 16. Februar 2021 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, ein Artikel über den Chemiker Percy Julian.
Wo viele nur eine Bohne sahen, sah Percy Julian ein ganzes Labor.
Julian, dessen Fachgebiet die synthetische Chemie war, entwickelte medizinische Präparate aus Pflanzenstoffen. Aus der Kalabarbohne entwickelte der Chemiker eine Therapie zur Behandlung des Glaukoms, eine der häufigsten Ursachen für die Erblindung älterer Menschen. Seine Arbeit mit Sojabohnen diente der Entwicklung von so unterschiedlichen Dingen wie Hydrokortisonspritzen zur Behandlung von Arthritis und der Herstellung von Feuerlöschschaum, der im Zweiten Weltkrieg in Transportflugzeugen eingesetzt wurden.
Über die giftige Kalabarbohne sagte Julian einmal: „Als ich sie zum ersten Mal sah, sah ich eine wunderschöne, violette Bohne. Aber sie ist nicht nur äußerlich eine Schönheit, sondern auch aufgrund der chemischen Eigenschaften, die sie in sich trägt.“
Mit etwa 130 Chemiepatenten gehört Julian zu den großen amerikanischen Erfindern der Mitte des 20. Jahrhunderts. Er überwand Diskriminierung in der Bildung und im Beruf und half dem US-Patentamt zufolge, auch anderen Minderheiten angehörenden Wissenschaftlern den Weg zu ebnen.
Der erfolgreiche Erfinder, der 1975 verstarb, gehört zu den vielen Afroamerikanerinnen und Afroamerikanern, die jedes Jahr im Februar während des Black History Month für ihre wichtigen Beiträge zur amerikanischen Geschichte gewürdigt werden. Die US-Post würdigte Julian zudem mit einer Briefmarke.
Diskriminierung überwinden
Julian ist der Enkel ehemaliger Sklaven und wurde 1899 in Montgomery (Alabama) geboren. An den Schulen, die er besuchte, herrschte Rassentrennung, und die Ausbildung Schwarzer Schülerinnen und Schüler endete nach der achten Klasse.
Aber Julians Eltern waren Lehrer und bauten für ihre sechs Kinder eine Bibliothek auf. Später besuchte Julian die DePauw University in Indiana.
Am College arbeitete Julian als Kellner und feuerte den Ofen im Haus einer Bruderschaft an. Im Gegenzug durfte er in einem Zimmer auf dem Campus wohnen. 1920 schloss er sein Studium als Bester seines Jahrgangs ab.
Die Glidden Company stellte ihn ein, nachdem einige andere private Unternehmen dies abgelehnt hatten. Das Vertrauen, das Glidden in Julian setzte, zahlte sich mehr als aus: Seine Sojabohnenforschung trug zur Entwicklung der beliebten Latexfarben der Firma bei.
1935 besiegelte Julian seinen Ruf mit einer bahnbrechenden Leistung im Bereich der synthetischen Chemie. Obwohl der Forschung bereits bekannt war, dass das in der Kalabarbohne enthaltene Physostigmin Glaukompatienten helfen konnte, war es noch nicht gelungen, aus der Pflanze eine für die Behandlung ausreichende Menge zu gewinnen.
Physostigmin stand bis dahin nur aus seiner natürlichen Quelle zur Verfügung. Julian nutzte ein bereits existierendes Arzneimittel als Ausgangsmaterial und entwickelte ein 11-Schritte-Verfahren, das die Gewinnung einer ausreichenden Menge von Physostigmin zur Behandlung des Glaukoms ermöglichte.
1999 wurde diese Leistung von der American Chemical Society als National Historic Chemical Landmark gewürdigt und in diesem Zusammenhang als „die erste der vielen Lebensleistungen Julians im Bereich der chemischen Synthese von Naturprodukten mit kommerzieller Bedeutung“ bezeichnet.
1990 wurde Julian in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
Originaltext: Percy Julian: Revolutionary inventor, grandchild of slaves