Präsident Biden zum Terroranschlag am Internationalen Flughafen Hamid Karzai
Die folgende Rede hielt Präsident Biden am 26. August 2021 nach den Anschlägen am Flughafen Kabul vor Pressevertretern im East Room des Weißen Hauses.
Es war ein harter Tag. Heute Abend haben in Kabul, wie Sie alle wissen, Terroristen einen Anschlag verübt – über den wir bereits gesprochen und uns gesorgt hatten und der nach Einschätzung der Nachrichtendienste von einer Gruppe, die sich ISIS-K nennt, verübt wurde. Bei dem Anschlag sind Mitglieder der amerikanischen Streitkräfte, die den Flughafen bewachten, ums Leben gekommen, viele weitere wurden schwer verletzt. Auch mehrere Zivilisten wurden bei dem Anschlag verletzt und getötet.
Ich habe den ganzen Tag in ständigem Kontakt mit den Kommandeuren hier in Washington, dem Pentagon sowie in Afghanistan und Doha gestanden. Meine Kommandeure hier in Washington und vor Ort haben die Situation sehr genau verfolgt, und Sie hatten bereits die Möglichkeit, mit einigen von ihnen zu sprechen.
Die Situation vor Ort entwickelt sich noch weiter und ich werde kontinuierlich auf dem Laufenden gehalten.
Die Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben geopfert haben – es ist ein überstrapaziertes Wort, aber absolut angemessen – waren Helden. Helden, die an einer gefährlichen, selbstlosen Mission teilgenommen haben, um anderen Menschen das Leben zu retten.
Sie waren Teil einer Luftbrücke, einer Evakuierungsaktion, die ihresgleichen sucht, durch die in den letzten 11 Tagen mehr als 100.000 amerikanische Staatsangehörige, Partner der Vereinigten Staaten, Afghanen, die uns geholfen haben und andere in Sicherheit gebracht wurden. Allein in den vergangenen 12 Stunden sind weitere 7.000 aus dem Land herausgekommen.
Sie gehörten den mutigsten, fähigsten und selbstlosesten Streitkräften der Welt an. Und sie waren schlicht Teil dessen, was ich „Amerikas Rückgrat“ nenne. Sie sind das Rückgrat Amerikas, das Beste, was das Land zu bieten hat.
Jill und ich trauern, wie Sie alle sicher auch, mit den afghanischen Familien, die Angehörige, auch kleine Kinder, verloren haben oder die selbst bei diesem grausamen Anschlag verwundet wurden. Wir sind entsetzt. Es bricht uns das Herz.
Als Vater eines Majors der Army, der ein Jahr in Irak gedient hat und vorher fast sechs Monate lang als U.S. Attorney im Kosovo war, während dort Krieg herrschte – als er nach einem Jahr in Irak nach Hause kam, wurde bei ihm, wie bei vielen, vielen Heimkehrern, ein aggressiver, tödlicher Hirntumor diagnostiziert, wir haben ihn verloren.
Wir haben, wie viele von Ihnen, eine Vorstellung davon, was die Familien dieser mutigen Helden heute empfinden. Dieses Gefühl, mitten in der Brust ein schwarzes Loch zu haben, in das man hineingezogen wird, aus dem man nicht mehr herauskommt. Mein Herz schmerzt für Sie.
Aber dies weiß ich: Wir haben eine dauerhafte Verpflichtung, eine heilige Verpflichtung gegenüber ihnen allen – den Familien dieser Helden. Diese Verpflichtung ist nicht temporär; sie bleibt für immer bestehen.
Die Menschenleben, die wir heute verloren haben, wurden im Dienste der Freiheit, im Dienste der Sicherheit, im Dienste anderer, im Dienste Amerikas geopfert.
Wie ihre Kameradinnen und Kameraden, die bei der Verteidigung unserer Vorstellungen und unserer Werte im Kampf gegen den Terrorismus ihr Leben gelassen haben, sind die Gefallenen dieses Tages Teil der großartigen und noblen Gruppe amerikanischer Helden.
Jenen, die diesen Anschlag verübt haben, und auch allen, die Amerika schaden wollen, sage ich: Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen. Wir werden Sie zur Strecke bringen und Sie büßen lassen. Ich werde unsere Interessen und unsere Bevölkerung mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.
In den vergangenen paar Wochen – ich weiß, viele von Ihnen können das wahrscheinlich schon nicht mehr hören – informierten uns unsere Nachrichtendienste, dass die Gruppe ISIS-K – Erzfeind der Taliban, bestehend aus Leuten, die befreit wurden, als diese beiden Gefängnisse geöffnet wurden – eine komplexe Anschlagsserie auf US-Personal und andere plant.
Deshalb habe ich von Anfang an immer wieder betont, wie außerordentlich gefährlich diese Mission ist, und war entschlossen, ihre Dauer zu begrenzen.
Wie General McKenzie bereits sagte: Aus diesem Grund wurde bereits in der Planung der Mission dem großen Druck und der Möglichkeit von Angriffen Rechnung getragen. Das war uns von Beginn an bewusst.
Ich habe durchgehend – rund um die Uhr – mit ranghohen Vertretern unserer Streitkräfte und den Kommandeuren vor Ort in Kontakt gestanden. Sie haben deutlich gemacht, dass wir diese Mission abschließen können und müssen, und das werden wir tun. Und das habe ich angeordnet.
Wir werden uns von Terroristen nicht davon abhalten lassen. Wir werden nicht zulassen, dass sie uns an unserer Mission hindern. Wir werden die Evakuierung fortsetzen.
Zudem habe ich meine Befehlshaber angewiesen, Einsatzpläne für Angriffe auf Anlagen, Anführer und Einrichtungen von ISIS-K vorzubereiten. Wir werden zu gegebener Zeit an einem Ort unserer Wahl mit Härte und Präzision antworten.
Was Sie wissen sollten: Die ISIS-Terroristen werden nicht siegen. Wir werden die Amerikanerinnen und Amerikaner, die dort vor Ort sind, evakuieren. Wir werden unsere afghanischen Verbündeten aus dem Land bringen und unsere Mission fortsetzen.
Amerika lässt sich nicht einschüchtern.
Ich habe vollstes Vertrauen in die tapferen Angehörigen unserer Streitkräfte, die diese Mission mutig und ehrenvoll ausführen, um Leben zu retten und Amerikanerinnen und Amerikaner, unsere Partner und unsere afghanischen Verbündeten aus Afghanistan herauszuholen.
Jeden Tag, wenn ich mit unseren Kommandeuren spreche, frage ich sie, was sie brauchen, um diesen Einsatz erfolgreich auszuführen. Und wie sie Ihnen bestätigen werden, bin ich jedem Ersuchen nachgekommen.
Auch heute habe ich ihnen bei drei Gelegenheiten erneut gesagt, dass sie alle verfügbaren Maßnahmen zum Schutz unserer Streitkräfte in Kabul ergreifen sollen.
Zudem möchte ich mich beim US-Verteidigungsminister, bei Vertretern der militärischen Führung im Pentagon und bei allen Kommandeuren vor Ort bedanken. In der gesamten militärischen Führung bestand vollkommene Einigkeit über die Ziele dieser Mission und darüber, wie sie am besten zu erreichen sind.
Schon immer war das Buch Jesaja eine Inspiration für jene, die unserem Land dienten. Darin sagt der Herr: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“ Und die Antwort der Streitkräfte der Vereinigten Staaten lautet seit Langem: „Hier bin ich, Herr. Sende mich!“ „Hier bin ich. Sende mich!“
Jede und jeder dieser Frauen und Männer, die in unseren Streitkräften dienen, setzt diese Tradition fort, bringt Opfer und begibt sich in Gefahr, setzt alles aufs Spiel – nicht für Ruhm oder Profit, sondern um das zu verteidigen, was wir lieben und um die zu verteidigen, die wir lieben.
Ich möchte Sie nun bitten, mit mir eine Schweigeminute zu Ehren aller Militärangehörigen und Zivilisten einzulegen, die in dieser Aufopferung ihr Leben gegeben haben.
(Schweigeminute)
Vielen Dank. Möge Gott Sie alle segnen. Und möge Gott unsere Soldatinnen und Soldaten und alle, die über Amerika wachen, schützen. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Wir können es tun. Aber wir müssen standhaft bleiben. Standhaft.
Wir werden unsere Mission erfüllen. Und wir werden auch nach Abzug unserer Streitkräfte Wege finden, um alle Amerikanerinnen und Amerikaner zu erreichen, die Afghanistan verlassen wollen. Wir werden sie finden und wir werden sie herausholen.
Originaltext: Remarks by President Biden on the Terror Attack at Hamid Karzai International Airport