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Mai 20, 2022

Putins Krieg verschärft Ernährungsunsicherheit 

Arbeiter reparieren am 9. April ein landwirtschaftliches Gebäude, das durch einen russischen Mörser in der Region Charkiw (Ukraine) beschädigt wurde. (Foto: Alkis Konstantinidis/Reuters)
Arbeiter reparieren am 9. April ein landwirtschaftliches Gebäude, das durch einen russischen Mörser in der Region Charkiw (Ukraine) beschädigt wurde. (Foto: Alkis Konstantinidis/Reuters)

 

Es sind nicht die Sanktionen, sondern Putins Krieg in der Ukraine, der zu steigenden Nahrungsmittelpreisen führt, wodurch wiederum mehr und mehr Menschen weltweit von Hunger bedroht sind. Der folgende Beitrag vom 17. Mai 2022, der auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, erschien, setzt sich mit dieser Frage auseinander. Bereits im April haben wir zu diesem Thema den Beitrag Putins Krieg führt zu massivem Anstieg der Nahrungsmittelpreise übersetzt. 

Russlands Angriff auf die Ukraine gefährdet die weltweite Nahrungsmittelversorgung.

Wladimir Putins Angriffskrieg erschwert die Ernte in der Ukraine, die normalerweise Millionen Menschen ernährt. Die russischen Streitkräfte haben Felder bombardiert, Getreidesilos beschädigt, Handelsschiffe im Schwarzen Meer angegriffen und Straßen sowie Eisenbahnlinien zerstört, über die die Ukraine ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse in die ganze Welt exportierte.

Dennoch macht Putin die amerikanischen und internationalen Sanktionen für die weltweite Nahrungsmittelknappheit verantwortlich. Diese Behauptung ist, wie viele Behauptungen der russischen Regierung über den Krieg, falsch. Die Vereinigten Staaten haben den Lebensmittelhandel, landwirtschaftliche Erzeugnisse und medizinische Hilfsgüter von den Sanktionen ausgenommen.

„Solange Russland diesebrutale Kampagnefortsetzt, werden unschuldige Menschen den Preis dafür zahlen, sagte die ständige Vertreterin der Vereinigten Staaten bei den UN-Organisationen, Botschafterin Cindy McCain, am 5. April in Rom.

Kornkammer Europas 

70 Prozent der Fläche der Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, werden als Ackerfläche genutzt, und das Land ist ein wichtiger Agrarexporteur.

Im Zeitraum 2021 – 2022 wäre die Ukraine voraussichtlich 

  • der weltweit größte Exporteur von Sonnenblumenöl,
  • der viertgrößte Exporteur von Mais und
  • der fünftgrößte Exporteur von Weizen gewesen.
Dazu wird es nicht kommen. Aufgrund von Putins Krieg wird die gesamte landwirtschaftliche Produktion der Ukraine in den nächsten Monaten wahrscheinlich um 20 bis 50 Prozent zurückgehen. In diesem Jahr werden in der Ukraine schätzungsweise 3,5 Millionen Hektar Land nicht bewirtschaftet werden. Statt die Felder zu bestellen, greifen viele ukrainische Landwirte zu den Waffen, um ihre Heimat zu verteidigen. Andere halten sich aus Angst vor russischem Beschuss, Blindgängern oder Landminen von ihren Feldern fern. Die Folge: Die ohnehin schon hohen Lebensmittelpreise steigen noch weiter an. Mehr Menschen hungern. Vor dem Krieg lieferte die Ukraine üblicherweise 40 Prozent ihrer Weizen- und Maisexporte in den Nahen Osten und nach Afrika. Auch dies steht infrage. Das Welternährungsprogramm (World Food Programme – WFP) geht davon aus, dass in diesem Jahr 41 Millionen Menschen in Zentral- und Westafrika von der Nahrungsmittelkrise betroffen sein werden; 2019 waren es noch 10,7 Millionen. Außerdem erklärten offizielle Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine, dass russische Soldaten Getreide aus vier besetzten Gebieten, darunter der Region Donbass, gestohlen und nach Russland verbracht hätten. Bei russischen Angriffen in anderen Gebieten wurden mindestens sechs Getreidelager zerstört. 

Russlands Krieg in der Ukraine verschärft die Angst vor sich verschlimmernden Hungersnöten in Ländern wie dem Jemen (oben), der fast ein Drittel seiner Weizenimporte aus der Ukraine bezieht. (Foto: Khaled Ziad/AFP/Getty Images)
Russlands Krieg in der Ukraine verschärft die Angst vor sich verschlimmernden Hungersnöten in Ländern wie dem Jemen (oben), der fast ein Drittel seiner Weizenimporte aus der Ukraine bezieht. (Foto: Khaled Ziad/AFP/Getty Images)
Blockierte Häfen Das russische Militär greift Transitrouten an und blockiert den Zugang zu den ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Schätzungsweise 95 Prozent der ukrainischen Getreideexporte werden über die Seehäfen abgewickelt. Russland hat beispielsweise auch Schiffe aus Bangladesch und Panama angegriffen, die Waren aus diesen Häfen transportierten. Mindestens ein großes Schiff aus Bangladesch wurde zu Beginn des Krieges von Russland voll getroffen. „Wir müssen diese Häfen öffnen, damit Lebensmittel in die Ukraine und aus der Ukraine hinaus gebracht werden können“, so David Beasley, Exekutivdirektor des WFP. „Die Welt verlangt danach, denn Hunderte Millionen Menschen weltweit sind abhängig von Nahrungsmitteln, die in diesen Häfen umgeschlagen werden.“ Der russische Krieg hat die eigenen Fähigkeiten des Landes untergraben, landwirtschaftliche Güter zu exportieren, indem er die Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer zu einem teuren und riskanten Unterfangen gemacht und Hunderte von großen internationalen Firmen dazu veranlasst hat, ihre Geschäfte mit Russland aus Protest gegen diese ungerechtfertigte Invasion einzustellen oder auszusetzen, darunter auch große Reedereien. US-Initiativen Die Regierung der Vereinigten Staaten geht an mehreren Fronten gegen die weltweite Ernährungsunsicherheit vor und hat sich zu Folgendem verpflichtet: 
  • Bereitstellung neuer humanitärer Hilfe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar für Länder, deren Nahrungsmittelversorgung durch den Krieg beeinträchtigt ist
  • Zusammenarbeit mit Verbündeten zur Steigerung der Düngemittelproduktion
  • Fokus auf konfliktbedingte Ernährungsunsicherheit im Rahmen des Vorsitzes der Vereinigten Staaten im UN-Sicherheitsrat im Mai
  • Weltweiter Aufruf zum Handeln bei dem von Außenminister Antony Blinken am 18. Mai veranstalteten Ministertreffen zu Ernährungssicherheit
  • Unterstützung der Bemühungen der G7 zur Bewältigung der Ernährungsunsicherheit während des deutschen Vorsitzes
 
Originaltext: Food insecurity made worse by Putin’s war, not sanctions