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Januar 25, 2022

Schluss mit der Belästigung auf der Straße 

Catcalling – anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum, wie das Hinterherrufen sowie Nachpfeifen – ist eine Form der verbalen sexuellen Belästigung. Noeleni Kirschner beschreibt in diesem Artikel für ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, was in den Vereinigten Staaten dagegen unternommen wird. 

In der Vergangenheit wurde Frauen und Mädchen gesagt, was sie zur Vermeidung von Belästigung auf der Straße zu tun haben – wie sie sich zu kleiden, zu verhalten oder nicht zu verhalten haben und welche Gegenden sie meiden sollten. In letzter Zeit wird die Verantwortung dafür, etwas zu ändern, häufiger dort gesucht, wo sie hingehört, nämlich bei den Tätern und bei den Gemeinschaften, die Belästigung dulden. 

„Dass man so vielen Frauen und Mädchen jeden Tag hinterherruft und sie belästigt, hat entgegen der landläufigen Meinung wenig damit zu tun, wie wir aussehen oder wie wir uns kleiden“, sagt Yola Mzizi, Gründerin von Catcalls of Chicago. Es habe vielmehr mit Macht, Frauenfeindlichkeit und dem Wunsch der Menschen zu tun, Frauen und Mädchen ihre körperliche Autonomie zu nehmen. 

Mzizi ist eine von vielen Frauen auf der ganzen Welt, die sich in den sozialen Medien und mit basisdemokratischen Aktionen, die die Ursachen des Problems angehen, gegen Belästigung auf der Straße wehren. 

Belästigung ankreiden 

Catcalls of Chicago gehört zu Chalk Back, einer von Sophie Sandberg in New York ins Leben gerufenen Social-Media-Bewegung. Es ist eines von 52 Social-Media-Profilen weltweit, die sich virtuell zusammengeschlossen haben, um über ihre Erfahrungen mit Belästigung auf der Straße zu berichten – von Catcalls of Berlin bis Catcalls of Bogota. 

Indem sie ihre Erfahrungen mit Belästigungen auf der Straße – mit Kreide – dort auf den Bürgersteig schreiben, wo die Belästigung stattgefunden hat, wollen die Frauen der Bewegung das Bewusstsein ihrer Gemeinschaften für das Problem schärfen. 

„Verantwortung zu übernehmen, bedeutet für mich, eine Sache beim Namen zu nennen“, erklärt Karimot Odebode, Gründerin von Catcalls of Nigeria. „Wir können die Täter mit einem Gesetz zur Rechenschaft ziehen, das alle schützt. Ein Gesetz, das Belästigung auf der Straße unter Strafe stellt.“ 

Belästigung mit Gesetzen unterbinden 

Vor zwei Jahren starteten die Schwestern Maya und Gemma Tutton die landesweite Kampagne Our Streets Now, um öffentliche Belästigung auf den Straßen in England und Wales strafbar zu machen. 

In England wurden Plan International UK zufolge zwei von drei Mädchen und jungen Frauen im Alter von 14 bis 21 Jahren bereits auf der Straße belästigt, und ein Drittel gibt an, dass sie währenddessen eine Schuluniform trugen. 

„Ich denke, wir sind uns alle einig, dass ein Gefühl der Sicherheit eine Grundvoraussetzung im Leben ist“, sagt Maya Tutton. 

Mit ihrer Kampagne brachten sie eine Petition auf den Weg, in der die Regierung aufgefordert wird, Gesetze zu erarbeiten und zu verabschieden, die Belästigung auf der Straße unter Strafe stellen. Die Petition hat online bereits über 400.000 Unterschriften gesammelt. 

Our Streets Now bietet auch Bildungsressourcen für Lehrende in Großbritannien an, um Schülerinnen und Schüler für die Ursachen von Belästigung auf der Straße zu sensibilisieren, damit sich alle – nicht nur Mädchen und Frauen –, dafür einsetzen, sie zu verhindern. „Wir können die Verantwortung nicht weiter auf die Opfer abwälzen“, sagte Maya Tutton im März gegenüber der BBC. 

Tausende darauf vorbereiten, einzugreifen 

Frauen sind nicht die einzigen, die auf der Straße belästigt werden. Hollaback!, eine internationale Online-Bewegung, ermutigt seit 2005 Frauen, Mitglieder der LGBTQI+-Community und People of Color, Belästigungen auf der Straße weltweit über Blogs und Handy-Apps zu melden. 

Durch die vielen Meldungen im Internet schärfen die Betroffenen das Bewusstsein für das Ausmaß des Problems der Belästigung auf den Straßen ihrer Stadt. 

Hollaback! bietet auch Schulungen an, in denen Teilnehmende lernen sich einzumischen, wenn sie Belästigungen auf der Straße beobachten und bei einem solchen Vorfall einzugreifen, ohne sich oder andere zu gefährden. Im Jahr 2021 nahmen daran mehr Menschen als je zuvor teil – über 240.000 weltweit. 

Die Prävention und Bekämpfung sämtlicher Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt ist ein Grundpfeiler des Engagements der US-Regierung für die Förderung von Demokratie, Menschenrechten und der Gleichstellung der Geschlechter. 

In diesem Jahr werden die Vereinigten Staaten den ersten nationalen US-Aktionsplan zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt veröffentlichen. 

Originaltext: Putting an end to street harassment everywhere | ShareAmerica