Anlässlich des Tags der Befreiung in Europa vor 75 Jahren veröffentlichen wir die Videobotschaft der Gesandten der US-Botschaft in Berlin, Robin Quinville, vom 8. Mai 2020.
Hallo, ich heiße Robin Quinville und bin die Gesandte der Amerikanischen Botschaft in Berlin. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass unsere Botschaft heute dort steht, wo einst die Berliner Mauer stand. Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit komme, werde ich daran erinnert, dass die Geschichte dieser Stadt Teil der gemeinsamen Geschichte der Welt ist. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas hinter mir ist ein starkes Symbol für das Bekenntnis Nachkriegsdeutschlands, sich den Gräueltaten des Holocaust und des nationalsozialistischen Regimes zu stellen. Dieses Bekenntnis zu den Menschenrechten ist die Grundlage der Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern, einer Partnerschaft, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, beginnend am 8. Mai 1945, neu aufgebaut wurde.
In den vergangenen Wochen haben meine Kolleginnen und Kollegen an der US-Botschaft sowie unseren fünf Konsulaten und ich an einer Reihe von Veranstaltungen zum Gedenken an wichtige Ereignisse der letzten Kriegstage teilgenommen, die schließlich im Tag der Befreiung Europas mündeten. Diese Ereignisse fanden auf dem gesamten Kontinent statt, aber auch unmittelbar hier in Berlin.
Aufgrund von COVID-19 wurden die meisten Gedenkveranstaltungen in kleinerem Rahmen und virtuell durchgeführt. Dennoch wollte niemand die Gelegenheit versäumen, diejenigen zu würdigen, die so viel gegeben und geopfert haben. In den Vereinigten Staaten bezeichnen wir die Veteranen des Zweiten Weltkriegs wegen ihres Mutes und ihres Engagements in einem Konflikt, der — weit von ihrer Heimat entfernt – die grundlegendsten menschlichen Werte bedrohte, als die „größte Generation“.
Diese Generation alliierter Soldaten kämpfte sich quer durch Europa – Dorf für Dorf, Stadt für Stadt, Land für Land, Konzentrationslager für Konzentrationslager – und befreite den Kontinent von der Unterdrückung durch das nationalsozialistische Regime. Heute gedenken wir der Befreier, der Überlebenden und der Millionen von Menschen, die ihr Leben verloren haben. Wir würdigen ihr Andenken, nicht nur, indem wir in Erfahrung bringen und darüber aufklären, was geschah, sondern auch, indem wir erklären, warum es geschah.
Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit haben die Welt, in der wir heute leben, geprägt. Ehemalige Feinde wurden zu Bündnispartnern. Länder schlossen sich zusammen und schufen Institutionen und Bündnisse wie die NATO, um Frieden zu wahren, Wohlstand zu schaffen, Rechenschaftspflicht zu verankern und Freiheit zu fördern. Aber wir haben gelernt, dass Freiheit und Demokratie keine Automatismen sind. Wir müssen die Menschenrechte, grundlegenden Freiheiten und die Rechtsstaatlichkeit wachsam verteidigen.
Wir sollten uns während dieser anhaltenden weltweiten Gesundheitskrise, mit der wir uns konfrontiert sehen, an die Lehren der Vergangenheit erinnern und unsere Bemühungen um Zusammenarbeit verstärken. In diesem Jahr, am 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, haben unser Engagement für ein gemeinsames Ziel und gemeinsame Werte eine besondere Bedeutung.
Originaltext: Video Message for V-E Day