Thanksgiving: unzählige kulinarische Traditionen

Historiker gehen davon aus, dass die beiden Gruppen aßen, was in Nordamerika heimisch war, beispielsweise Truthahn, Ente, Wildbret, Hummer, Krebse, Beeren, Gartenkürbis und Moschuskürbis. Auch wenn sich das moderne amerikanische Thanksgiving-Menü etwas von diesem ursprünglichen Speiseplan unterscheidet, hat sich am Wesen des Feiertages nichts geändert: Es geht darum, sich für das, was man hat, zu bedanken und es mit anderen zu teilen.
Moderne Auslegung
Auch heute dreht sich beim Thanksgiving-Essen noch immer alles um Nahrungsmittel, die in Nordamerika heimisch sind. Der Truthahn – ob über Nacht in Salzlake eingelegt, mit Butter im Ofen gebacken oder frittiert – steht dabei im Mittelpunkt. Tatsächlich wird an Thanksgiving in Amerika so viel Truthahn gegessen, dass der Feiertag auch häufig als „Truthahn-Tag“ bezeichnet wird. Zu den Beilagen gehören typischerweise die Brotfüllung, Cranberry-Soße und Kartoffelbrei, zum Nachtisch gibt es Kürbiskuchen.
Regionale Unterschiede
Während beispielsweise Truthahn und Cranberry-Soße fast immer zu einem typischen Thanksgiving gehören, hängt die Zubereitung der Speisen sehr vom jeweiligen Koch ab. Unterschiedliche Familientraditionen, die jeweilige ethnische Herkunft und regionale Besonderheiten machen jedes Thanksgiving-Menü einzigartig.
Im Nordosten der Vereinigten Staaten kann zu einem Thanksgiving-Essen beispielsweise ein Truthahn gehören, der mit Vermonter Ahornsirup glasiert und mit einer mit Walnüssen, Rosmarin und Thymian verfeinerten Brotfüllung gestopft wurde. Ein Thanksgiving in Baltimore wäre ohne Sauerkraut als Beilage undenkbar – eine Erinnerung an die deutschen Wurzeln der Stadt.

Der Südosten der Vereinigten Staaten hat Variationen hervorgebracht, die sich auch außerhalb der Region wachsender Beliebtheit erfreuen. Kreationen wie eine Maisbrotfüllung mit Austern und kandierte Süßkartoffeln mit gerösteten Marshmallows kommen überall in den Vereinigten Staaten auf den Tisch. Mehr Variation gibt es hingegen bei den Desserts. Während man in Florida zum Abschluss der Mahlzeit Limettenkuchen isst, wird in Georgia Pekannusskuchen und in North Carolina Süßkartoffelkuchen gegessen.
Die Speisekarte im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten spiegelt die Lage der Region im Herzen Amerikas wider. So kann es in Minnesota Wildreisfüllung geben, in Illinois Eintopf mit grünen Bohnen und in Michigan Cranberrysoße mit Kirschen. In Indiana besteht der Nachtisch vielleicht aus dampfgegartem Kakipudding, der dem englischen Plumpudding ähnelt und aus der regionalen Kakifrucht gemacht wird.
Inspiriert von den Traditionen der amerikanischen Ureinwohner, der Mexikaner und der Spanier kann das Essen an Thanksgiving im Südwesten der Vereinigten Staaten sehr pikant gewürzt sein. Im Südwesten serviert man den Truthahn gerne in einer Ancho-Chilipaste mit Kreuzkümmel. Die Füllung besteht aus Maisbrot mit grünem Chili und Sahne-Süßkartoffeln mit Chipotle-Chilischoten. Anstelle von Kürbiskuchen ist der bevorzugte Thanksgiving-Nachtisch dort Kürbisflan.
Im amerikanischen Westen, einer Region, die für den Anbau zahlreicher Obst- und Gemüsesorten bekannt ist, hat man für Thanksgiving eine neue Geschmacksrichtung kreiert. Köchinnen und Köche in Kalifornien würzen den Truthahn mit Knoblauch, Salbei und Thymian und verfeinern die Sauerteigfüllung mit Waldpilzen. In Washington ersetzt man die Kartoffeln gelegentlich durch gestampfte Yamswurzel und streut Haselnüsse in die Füllung.

Von Ahornsirup über Kastanien bis Knoblauch und Haselnuss – in den regionalen Variationen der modernen Thanksgiving-Küche kommt nicht nur die einzigartige Geschichte jedes einzelnen Kochs und jeder einzelnen Köchin zum Ausdruck, sondern auch die große Vielfalt der Vereinigten Staaten. Was nach diesem Feiertag aus den Resten gezaubert wird, ist nun wieder eine ganz andere Frage – auf die es sehr viele Antworten gibt.
Originaltext: Thanksgiving: A Cornucopia of Culinary Traditions