Title IX schützt seit 50 Jahren Gleichberechtigung in den USA
Title IX ist ein Gesetz, nach dem keine mit öffentlichen Geldern geförderte Bildungsinstitution Frauen benachteiligen darf. Anlässlich des 50. Jahrestages haben wir den Artikel von Noelani Kirschner übersetzt, der am 21. Juni auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, veröffentlicht wurde.
Dieses Jahr feiern wir den 50. Jahrestag von Title IX, dem bahnbrechenden US-Gesetz zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Diskriminierung.
Diesem Gesetz zufolge darf „in den Vereinigten Staaten niemand aufgrund seines Geschlechts von der Teilnahme an vom Bund finanziell geförderten Bildungsmaßnahmen und -Angeboten ausgeschlossen werden, es dürfen niemandem aufgrund des Geschlechts aus diesen Maßnahmen und Angeboten entstehende Leistungen vorenthalten werden und niemand darf bezüglich dieser Angebote und Maßnahmen aufgrund des Geschlechts diskriminiert werden“.
Die Geschichte des Gesetzes in vier Akten
Title VII des Bürgerrechtsgesetzes von 1964 untersagte Arbeitgebenden die Diskriminierung ihrer Mitarbeitenden aufgrund von Hautfarbe, ethnischer oder nationaler Herkunft, Geschlecht oder Religion.
Title VI desselben Gesetzes besagte, dass es bei staatlich geförderten Angeboten, beispielsweise in den Bereichen Bildung und Sport, keine Benachteiligung aufgrund der ethnischen oder nationalen Herkunft geben darf, geschlechtsspezifische Diskriminierung wurde jedoch nicht erwähnt.
Diese wurde zehn Jahre später in Title IX aufgegriffen.
Es ist der Arbeit der Kongressabgeordneten Patsy Mink und Edith Green sowie von Senator Birch Bayh zu verdanken, dass Title IX in den Bildungszusatz von 1972 aufgenommen wurde, der mit der Unterschrift von Präsident Richard Nixon Gesetzeskraft erlangte. Damit wurde sichergestellt, dass Organisationen, die Bundesmittel erhalten, bei Bildungsangboten oder sportlichen Aktivitäten niemanden aufgrund des Geschlechts benachteiligen dürfen.
Im Jahr vor dem Inkrafttreten von Title IX entfiel nur ein Prozent des Sportbudgets der Universitäten auf den Frauensport. An weiterführenden Schulen kamen auf jede Sportlerin 12,5 Männer.
Der New York Times zufolge ist die Beteiligung von Frauen am Hochschulsport seit dem Inkrafttreten von Title IX vor 50 Jahren um 630 Prozent und an weiterführenden Schulen um 1.057 Prozent gestiegen. Der professionelle Frauensport wächst und gedeiht, und in einigen Fällen erzielen die Frauenteams – wie das US-Frauenfußballnationalteam, das vier Weltmeisterschaften und vier olympische Goldmedaillen gewonnen hat – bei Weltmeisterschaften bessere Ergebnisse als die US-Männermannschaften.
Neben Sport und Bildung schützt Title IX Personen mit jedweder Geschlechtsidentität vor Diskriminierung in MINT-Bereichen (Naturwissenschaften, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik), bei standardisierten Tests, in Fällen von sexueller Belästigung und im Erwerbsleben im Allgemeinen.
„Gleiche Bildungschancen für Frauen und Mädchen sind unerlässlich, wenn wir in allen Bereichen unserer Gesellschaft Parität erreichen wollen“, sagte Mink 1997 anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag von Title IX.
Title IX heute
Im Oktober 2002 stimmte der Kongress dafür, Title IX nach dem Tod von Patsy Mink in Patsy T. Mink Equal Opportunity in Education Act umzubenennen.
Zu Beginn seiner Amtszeit unterzeichnete US-Präsident Biden zwei Präsidialerlasse zur Bekräftigung von Title IX, darunter Präsidialerlass 14021 zur Gewährleistung eines Bildungsumfelds, das frei von geschlechtsspezifischer Diskriminierung ist, einschließlich Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.
Dieser Erlass besagt, dass allen Schülerinnen und Schülern „ein Bildungsumfeld zusteht, das frei von geschlechtsspezifischer Diskriminierung ist, einschließlich der Benachteiligung in Form von sexueller Belästigung, die auch sexuelle Gewalt umfasst, und einschließlich der Benachteiligung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität“.
Originaltext: Title IX: Protecting equality in the U.S. for 50 years | ShareAmerica