Nachbarländer der Ukraine bieten Ausweichrouten für Getreideexporte
ShareAmerica (5. September 2023)
Während Russland weiterhin ukrainische Häfen und Getreidesilos angreift, verstärken die Nachbarländer ihre Bemühungen, um mehr ukrainisches Getreide auf die Weltmärkte zu bringen.
Nach dem Ausstieg Russlands aus dem UN-Getreideabkommen, durch das knapp 33 Millionen Tonnen ukrainische Agrargüter über das Schwarze Meer exportiert werden konnten, bieten die Regierungen Rumäniens und der Republik Moldau alternative Transportwege für ukrainische Getreideexporte und Nahrungsmittel an.
„Wir hoffen, mehr als 60 Prozent der gesamten Getreideexporte der Ukraine über Rumänien abzuwickeln“, so der rumänische Ministerpräsident Marcel Ciolacu am 18. August.

Ciolacu zufolge versucht Rumänien, seine Transportinfrastruktur zu verbessern und dafür Schienen- und Straßenverbindungen, Wasserstraßen und Häfen auszubauen sowie die Abfertigung an den Grenzübergängen zu verbessern, um dazu beizutragen, dass mehr ukrainisches Getreide geliefert werden kann.
In der Republik Moldau gibt es ähnliche Bemühungen. Nach Angaben der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, verhandelt ihr Land mit der Ukraine, Rumänien und der Europäischen Kommission“, darüber, wie die Interessen der moldauischen Landwirtinnen und Landwirte berücksichtigt und gleichzeitig der Transit von ukrainischem Getreide gewährleistet werden kann.
Russische Angriffe gehen weiter
Seit dem Ausstieg Russlands aus dem UN-Getreideabkommen wurden nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums mehr als 270.000 Tonnen Getreide bei russischen Angriffen auf Häfen vernichtet.
Vor Kurzem habe es einen Angriff auf 13.000 Tonnen ukrainisches Getreide gegeben, das für die Bevölkerung in Ägypten und Rumänien bestimmt war.

Staats- und Regierungsoberhäupter, ebenso wie Papst Franziskus, fordern Russland dazu auf, zur Schwarzmeer-Getreide-Initiative zurückzukehren.
UN-Generalsekretär António Guterres beschrieb das UN-Getreideabkommen als „Rettungsanker für die globale Ernährungssicherheit und als Zeichen der Hoffnung in einer aufgewühlten Welt“.
Im Rahmen des Abkommens, das die Vereinten Nationen und die Türkei im Juli 2022 ausgehandelt hatten, wurde Getreide in alle Welt geliefert. Knapp 19 Millionen Tonnen gingen dabei an Entwicklungsländer.
Auch in einige der am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffenen Länder, darunter Jemen, Äthiopien, Somalia und Afghanistan, wurde im Rahmen der Initiative Getreide geliefert.
China ist mit dem Erwerb von fast acht Millionen Tonnen landwirtschaftlichen Erzeugnissen der größte Nutznießer der Agrarexporte durch das Getreideabkommen. Weitere Empfängerländer umfassen Ägypten, Indien, Indonesien, Kenia und Tunesien.
Exporte per Schiene, Straße und Fluss sind zwar gute Alternativen, um Preisspitzen bei Lebensmitteln zu vermeiden, allerdings sind die ukrainischen Tiefwasserhäfen am effizientesten und wirtschaftlichsten.

Im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative wurde ukrainisches Getreide auch an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen geliefert, die weltweit größte humanitäre Organisation zur Bekämpfung von Hunger.
Anstatt sich für die Deckung des weltweiten Nahrungsmittelbedarfs einzusetzen, setzt Russland seine Angriffe auf die Nahrungsmittelversorgung der Welt fort.
US-Außenminister Antony Blinken sagte diesbezüglich: „Während die Ukraine die Welt mit ihrer Widerstandskraft inspiriert, hungert Russland sie aus.“
Originaltext: Ukraine’s neighbors offer routes for grain exports