US-Außenminister Antony J. Blinken vor dem Treffen des Energierates EU-USA
Anlässlich des Energierates EU-USA, der am 4. April 2023 in Brüssel (Belgien) zusammenkommt, haben wir die Rede von US-Außenminister Antony J. Blinken vor dem Treffen übersetzt.
Hoher Vertreter Borrell, Josep, ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen, dass Sie uns heute zusammengebracht haben und dass Sie eine laufende Debatte, laufende Maßnahmen fortsetzen, die wir mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union in einer Frage durchführen, die für das Leben aller unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger von entscheidender Bedeutung ist. Ich freue mich sehr darauf, die Gespräche fortzusetzen, die wir heute Morgen begonnen haben. Es ist großartig, Tobias, dass Sie, Kommissarin Simson und unser stellvertretender Energieminister Dave Turk hier sind. Ich freue mich sehr, heute Morgen bei Ihnen allen zu sein.
Als dieser Rat am 7. Februar 2022 zusammentrat, stand Russland kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine. Europa befand sich am Rande einer Energiekrise. Präsident Putin setzte darauf, dass seine Drohung, die Gaslieferungen zu stoppen, Europa und die Welt davon abhalten würde, sich seiner Aggression gegen die Ukraine entgegenzustellen. Er hat sich geirrt.
Er ging noch einen Schritt weiter: Er stoppte die Erdgaslieferungen an viele europäische Länder, reduzierte die Lieferungen an andere drastisch und zwang Millionen von Menschen in Europa und der ganzen Welt Höchstpreise zu zahlen. Er versuchte, die kritische Energieinfrastruktur der Ukraine zu zerstören – er beschädigte oder zerstörte 50 Prozent des ukrainischen Stromnetzes, so dass Millionen Menschen ohne zuverlässige Stromversorgung und Wärme waren.
Und wieder ist er gescheitert. Die Ukraine steht – und sie ist stark. Europa steht – und ist stark. Die Welt verringert ihre Abhängigkeit von russischer Energie und beschleunigt den Wandel zu einer grünen Wirtschaft.
Dies ist nicht zuletzt dank der Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union möglich.
Der Energierat EU-USA hat sich wie nie zuvor dafür eingesetzt, Europa zu mehr Energiesicherheit zu verhelfen. Die Vereinigten Staaten haben ihre Erdgaslieferungen an den Kontinent mehr als verdoppelt und im vergangenen Jahr 56 Milliarden Kubikmeter verflüssigtes Erdgas exportiert. Dank dieser und anderer Anstrengungen betrug der Anteil des russischen Erdgases an den Erdgaseinfuhren der EU Ende 2022 nur noch etwa 16 Prozent – im März 2022 waren es noch 37 Prozent. Und wie ich bereits erwähnt habe, haben sich unsere Lieferungen mehr als verdoppelt – ein Anstieg um mehr 140 Prozent zwischen 2021 und 2022.
Die Führungsrolle der EU war für diesen Wandel von entscheidender Bedeutung – zum Beispiel mit ihrem Programm „Save the Gas for a Safe Winter“, durch das die Bürgerinnen und Bürger freiwillig ihren Stromverbrauch senkten und energieeffizientere Geräte nutzten. Diese und andere Bemühungen haben dazu beigetragen, dass der Erdgasbedarf zwischen August 2022 und Januar 2023 um 19 Prozent gesunken ist.
Wir haben, wie bereits erwähnt, den Übergang zu sauberer Energie beschleunigt. Die Task Force der Vereinigten Staaten und der EU zur Energiesicherheit hilft unseren Regierungen und Partnern aus dem Privatsektor Informationen auszutauschen, um die Energieeffizienz zu steigern und die Versorgung zu diversifizieren, z. B. durch den Einsatz von Wärmepumpen und intelligenten Thermostaten.
Auch hier hat die Europäische Union eine bemerkenswerte Führungsrolle bewiesen, indem sie ihr Ziel angehoben hat, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 von 40 auf 45 Prozent zu erhöhen. Die EU-Länder haben im vergangenen Jahr rund 50 Gigawatt an Wind- und Solarkapazitäten zusätzlich aufgebaut, die zusammen mehr Strom erzeugen als Erdgas im Jahr 2022.
Vergangenes Jahr haben die Vereinigten Staaten das Gesetz zur Verringerung der Inflation (Inflation Reduction Act – IRA) verabschiedet, die größte Klimainvestition in der amerikanischen Geschichte, und wir freuen uns, dass auch Europa an ehrgeizigen Anreizen für saubere Energie arbeitet. Im Rahmen des Dialogs über Anreize für saubere Energie, den Präsident Biden und Präsidentin von der Leyen vergangenen Monat ins Leben gerufen haben, arbeiten wir zusammen, um sicherzustellen, dass sich diese Bemühungen gegenseitig verstärken, so dass unsere Anreize eine positive Rückkopplungsschleife aus Innovationen, Investitionen in die Energiewende und Arbeitsplätzen für unsere Bürgerinnen und Bürger schaffen.
Wir kommen auch zusammen, um den Energiebedarf der Ukraine zu decken. Gemeinsam haben die EU, die Vereinigten Staaten und unsere G7+-Partner mehr als 4.000 Stromgeneratoren, 1.000 Transformatoren und mehr als fünf Millionen Ausrüstungsgegenstände wie Stromkreisunterbrecher und Kabel geliefert, um das angeschlagene Energienetz des Landes zu reparieren und zu ersetzen.
Heute werden wir darüber sprechen, wie der Wiederaufbau der ukrainischen Energieinfrastruktur fortgesetzt werden kann. Wir werden auch über unsere gemeinsame Arbeit zur Einführung neuer Technologien wie sauberer Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sprechen, um die Energiewende in Europa und den Vereinigten Staaten voranzutreiben.
Diese gemeinsamen Anstrengungen kommen den Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks unmittelbar zugute, indem sie für erschwinglichere und zuverlässigere Energie, gut bezahlte Arbeitsplätze und eine sicherere und nachhaltigere Zukunft sorgen.
Die heutigen Gespräche werden uns dieser Zukunft einen Schritt näher bringen, und wie alle anderen bin auch ich sehr gespannt auf den Beginn der Diskussion. Also noch einmal, Josep, vielen Dank, dass wir heute hier sein dürfen, und ich freue mich auf unsere Gespräche.
Originaltext: Secretary Antony J. Blinken Remarks Before U.S.-EU Energy Council Meeting