Weltliteratur erschließen, internationalen Austausch fördern
Das World Voices Festival wurde 2004 ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen den Vereinigten Staaten und der Welt zu fördern. Am 5. Mai erschien auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, ein Artikel zum diesjährigen Festival.
Das diesjährige PEN America World Voices Festival findet vom 10. bis 13. Mai in New York und Los Angeles statt. In beiden Städten wird es Vorträge von 100 Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus 27 Ländern geben. Einer der zahlreichen Redner wird Ta-Nehisi Coates (Bild oben) sein.
„Durch die Kraft des Geschichtenerzählens können wir Menschen für neue Sichtweisen öffnen“, meint Clarisse Rosaz Shariyf, die das Festival leitet. „Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind in der Lage, einzigartige Geschichten zu erzählen, die dennoch universelle Gültigkeit haben. Wir können uns auch in Geschichten wiedererkennen, die von jemandem aus Nigeria, Pakistan, Kolumbien oder Mexiko handeln.“
Das Festival, das nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ins Leben gerufen wurde, wurde damals dringend gebraucht und ist auch heute noch sehr wichtig, sagt Rosaz Shariyf.

„Schriftstellerinnen und Schriftsteller suchen den Austausch untereinander, wollen sich ihre eigene gesellschaftliche Rolle verdeutlichen und sich vergegenwärtigen, dass ihre Arbeit wesentlich dazu beiträgt, menschliche Verbindungen zu schaffen … und uns unsere gemeinsame Menschlichkeit erleben lassen.“
Der Romanautor Akhil Sharma, ein Amerikaner mit indischen Wurzeln, der an der Duke University lehrt und an einer der Diskussionsrunden teilnimmt, sagt, dass Schriftsteller gerne andere Autorinnen und Autoren und ihre Leserschaft treffen. „Die Vereinigten Staaten haben sich in den letzten Jahrzehnten so sehr verändert“, sagt Sharma, „dass das, was früher Weltliteratur war, heute nur noch die Literatur unserer Eltern ist. Die Amerikanerinnen und Amerikaner lesen ,Weltliteratur‘, nehmen sie aber in der Regel nicht als etwas Außergewöhnliches wahr.“
Das Festival wird von PEN America veranstaltet, einem Verband von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzen.
Die Organisatorinnen und Organisatoren der diesjährigen Veranstaltung wollen die Probleme unserer Zeit aus verschiedenen globalen Blickwinkeln beleuchten. Geplant sind unter anderem folgende Programmpunkte:
- Eine Diskussionsrunde mit ukrainischen Autorinnen und Autoren, darunter ein Ehepaar: Die Dichterin und Filmemacherin Iryna Zilyk wird von New York aus sprechen, während ihr Ehemann, der Schriftsteller Artem Chapeye, sich aus der Sperrzone von Tschernobyl zuschalten wird, wo er als Gefreiter bei den Verteidigungskräften dient. Für die New York Times schrieb er einen Leitartikel mit dem Titel „Ich bin ein ukrainischer Soldat, und ich habe mich damit abgefunden zu sterben.“
- Eine Podiumsdiskussion über Journalistinnen und Journalisten sowie Autorinnen und Autoren im Exil, an der auch Masha Gessen teilnimmt, die unter anderem in dem preisgekrönten Buch „Die Zukunft ist Geschichte: Wie Russland die Freiheit gewann und verlor“ über Russland schreibt.
- Eine Diskussionsrunde mit lateinamerikanischen Autorinnen und Autoren zum Einfluss der eigenen Identität auf ihr Werk.
- Eine Grundsatzrede von Coates über Angriffe auf die Meinungsfreiheit.
- Die prominente Fernsehmoderatorin, Autorin und Kulinarik-Expertin Padma Lakshmi wird an einer Diskussionsrunde zu interkulturellem Austausch durch Essen teilnehmen.
- Ein „Übersetzungs-Slam“, bei dem Übersetzerinnen und Übersetzer (und ChatGPT) live neue Werke übersetzen und um die Zustimmung des Publikums zu ihrer Version wetteifern Annelise Finegan, Leiterin des Graduiertenprogramms Übersetzen an der New York University und Teilnehmerin des Wettbewerbs, erklärt, dass „internationale Literatur neuen Perspektiven Raum gibt. Denken Sie daran, dass internationale Literatur zweimal geschrieben wurde: einmal von der Autorin oder dem Autor und dann noch von der Übersetzerin oder dem Übersetzer.“

Einige Veranstaltungen werden per Livestream übertragen und sind im Kalender aufgeführt. Weitere Veranstaltungen werden aufgezeichnet und etwa einen Monat später über die Social-Media-Kanäle und den YouTube-Kanal von PEN America verfügbar gemacht.
Das Festival bringt Jahr für Jahr Menschen mit Literatur in Kontakt, in der sie „Trost und Sinn finden können“, so Rosaz Shariyf.
Originaltext: Unlocking world literature for readers