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Oktober 18, 2022

Wie sich der Klimawandel auf die Ernährungskrise auswirkt 

: Eine Frau im roten Kleid watet durch Überschwemmungsgebiete (Foto: Adrienne Surprenant/AP Images)
Eine Frau geht im Oktober 2021 an verlassenen Hütten in Südsudans nördlichem Bundesstaat Bahr el Ghazal umher, wo rund 100 Familien durch Überschwemmungen aus ihren Häusern vertrieben wurden. (Foto: Adrienne Surprenant/AP Images)

 

Gerade erst erschien der Welthunger-Index 2022. Als einer der wichtigsten Treiber bei der Verschärfung der Hungerkrise wurde der Klimawandel ausgemacht. Wie hängen Klimawandel und Ernährungssicherheit zusammen? Dieser Artikel von ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums, wirft ein Schlaglicht auf die Folgen des Klimawandels für die aktuelle Nahrungsmittelkrise. Er erschien am 17. Oktober 2022.

Nahrungsmittel sind eine unverzichtbare, aber in vielen Teilen der Welt seltene Ressource. Globale Konflikte, der Klimawandel und die Unterbrechung von Lieferketten durch COVID-19 haben das Problem noch verschärft.

Extreme Wetterereignisse verschärfen den Hunger auf der ganzen Welt.

Die weltweit steigenden Temperaturen und die steigenden Meeresspiegel führen zu Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Waldbränden. Diese Umstände erschweren den Bäuerinnen und Bauern den Anbau von und hungernden Menschen den Zugang zu Nahrungsmitteln.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterereignissen aufgrund des von Menschen verursachten Klimawandels wahrscheinlich zunehmen werden.

„Die Klimakrise ist eine aus Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Stürmen und Hitzewellen bestehende Krise,“ so die Ständige Vertreterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen Linda Thomas-Greenfield im August. „Aber sie führt auch unmittelbar zu einer Ernährungskrise. Sie macht es erheblich schwerer, die Menschen in aller Welt zu ernähren.“

Extreme Wetterereignisse und Konflikte sind weltweit die Hauptursachen für Flucht und Migration; beides ist laut einem Bericht des Weißen Hauses für die Vertreibung von beinahe 30 Millionen Menschen aus ihrer Heimat verantwortlich.

Der von Menschen verursachte Klimawandel verstärkt die Folgen natürlicher Wetterphänomene wie La Niña im Pazifischen Ozean. Temperaturveränderungen im Pazifik aufgrund des Wetterphänomens La Niña können die tropischen Niederschlagsmuster von Indonesien bis zur Westküste Südamerikas beeinflussen, so die National Oceanic and Atmospheric Administration.

Laut UN-Welternährungsprogramm (U.N. World Food Programme – WFP) hat das wiederkehrende Phänomen La Niña seit Ende 2020 insbesondere in Ost- und Westafrika, Zentralasien und Mittelamerika sowie in der Karibik zu Ernteeinbußen und Nutztierverlusten geführt.

Afrika besonders hart getroffen

Man geht davon aus, dass extreme Wetterereignisse in Afrika voraussichtlich häufiger auftreten und an Intensität zunehmen werden.

Im Folgenden einige Beispiele dafür, wie sich das Klima auf die Ernährungskrise in Afrika auswirkt:

  • Die Durchschnittstemperaturen steigen in Afrika schneller als in der übrigen Welt.
  • Die Niederschläge in Afrika nehmen in den feuchten Regionen um 30 Prozent zu, während sie in den trockenen Regionen um 20 Prozent abnehmen.
  • 95 Prozent der afrikanischen Landwirte haben keine Bewässerungssysteme und sind auf Niederschläge angewiesen.

Vor 1999 gab es in Afrika alle fünf oder sechs Jahre eine eine Regenzeit mit wenig Niederschlag. Heute haben die Landwirtinnen und Landwirte nach Angaben des International Livestock Research Institute alle zwei oder drei Jahre mit Regenmangel zu kämpfen.

Den Vereinten Nationen zufolge ist die landwirtschaftliche Produktivität in ganz Afrika aufgrund des Klimawandels um 34 Prozent zurückgegangen, mehr als in jeder anderen Region.

Besonders betroffen davon ist das Horn von Afrika. In Äthiopien, Kenia und Somalia ist der Niederschlagsmangel so schlimm wie seit mindestens 70 Jahren nicht mehr. Vier aufeinanderfolgende Regenzeiten sind ausgeblieben, und auch die nächste wird voraussichtlich ausbleiben. Fast die Hälfte der somalischen Bevölkerung gilt als von Nahrungsunsicherheit betroffen. Expertinnen und Experten warnen, dass ohne zusätzliche humanitäre Hilfe in diesem Jahr in mehreren Bezirken eine Hungersnot ausbrechen könnte.

Auch andere Teile Afrikas, beispielsweise die Region Grand Sud in Madagaskar, die südlichsten Provinzen des Landes, erlebte die schlimmste Dürre seit 1981 und drei aufeinanderfolgende Jahre mit schlechten Ernten, so das WFP.

Der Klimawandel bedroht auch die afrikanische Meeres- und Süßwasserfischerei, auf die Millionen von Menschen in Afrika für ihre Ernährung angewiesen sind.

Außergewöhnliche Überschwemmungen und Hilfe von den Vereinigten Staaten

Regenmangel und extreme Hitze töten das Vieh und schädigen die Ernten, ebenso wie zu viel Regen.

  • In Pakistan waren Ende August durch den Monsun 33 Millionen Menschen von katastrophalen Überschwemmungen betroffen.
  • Im Südsudan gibt es das vierte Jahr in Folge Überschwemmungen.
  • In Nigeria kam es im Jahr 2021 zu verspäteten Regenfällen, die zu Ernteeinbußen von mehr als 65 Prozent führten. Als der Regen dann kam, vernichteten die daraus resultierenden Überschwemmungen das, was noch übrig war.
  • In Lateinamerika erhöhen die erwarteten überdurchschnittlichen Regenfälle in Teilen von Guatemala und Honduras die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen in tief gelegenen Gebieten in diesem Jahr, so das WFP.

Seit Februar hat die US-Regierung 8,2 Milliarden US-Dollar an humanitärer Hilfe und 2,9 Milliarden US-Dollar an Entwicklungshilfe zur Bewältigung der Welternährungskrise bereitgestellt.

Die Regierung Biden wird mit dem Kongress zusammenarbeiten, um in den nächsten fünf Jahren weltweit über elf Milliarden US-Dollar in eine „nachhaltige landwirtschaftliche Produktion“ zu investieren, sagte US-Außenminister Antony Blinken am 20. September und bezog sich dabei auf landwirtschaftliche Praktiken, die den Belastungen durch den Klimawandel und extreme Wetterbedingungen standhalten können.

„Das Wohlergehen unserer Bevölkerung hängt von der Ernährungssicherheit ab, die wir gemeinsam gewährleisten“, so der Außenminister.

Originaltext: How climate change affects the food crisis