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November 8, 2021

Wo stehen die Überreste der Berliner Mauer heute? 

 

Eine Frau fegt 2019 im Europos Parkas, einem Freilichtmuseum in der Nähe von Vilnius (Litauen), Laub von einem Teilstück der Berliner Mauer. (Foto: Mindaugas Kulbis/AP Images)

Anlässlich des Jahrestags des Mauerfalls am 9. November 1989 haben wir diesen Artikel von Lenore T. Adkins übersetzt, der am 5. November 2021 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums veröffentlicht wurde. 

30 Jahre lang trennte die Berliner Mauer den westlichen, demokratischen Teil Berlins vom östlichen, kommunistischem Teil.

Die Teilung Berlins ging aus einer Vereinbarung der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg hervor. Die Mauer, die viel später errichtet wurde, um die massive Abwanderung Deutscher aus dem kommunistischen Osten in den demokratischen Westen zu verhindern, wurde im Kalten Krieg zum Symbol der Spaltung, bis sie 1989 schließlich abgerissen wurde.

In den 32 Jahren seit ihrem Fall fanden Teile der einst so imposanten Betonkonstruktion ihren Weg um die Welt.

Fragmente der einst fünf Meter hohen und 165 Kilometer langen Mauer sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dutzenden anderen Ländern zu finden, beispielsweise in Australien, Brasilien, Japan, Katar, Mexiko, Russland, Singapur, Südafrika und in den Vereinigten Staaten Staaten, so The Wall Net, ein digitales Projekt, das erfasst, wo sich überall auf der Welt Teile der Berliner Mauer befinden. Die Bruchstücke sind bei Geschichtsinteressierten und Freunden der Demokratie heiß begehrt.

 

 

 

Vor der George H.W. Bush Library an der Texas A&M University steht eine Skulptur, die Pferde beim Sprung über Fragmente der Berliner Mauer zeigt. (Foto: Pat SullivanKulbis/AP Images)

Elizabeth Della Zazzera, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geisteswissenschaften der University of Connecticut, beschrieb, wie die Fragmente zirkulieren. Einige Mauerteile wurden verschenkt oder an Museen gespendet. Die Hauptrolle beim Abbruch der Mauer kam Deutschland zu. Britische Soldatinnen und Soldaten, die beim Abtragen der Mauer halfen, durften jedoch auch Mauerteile für britische Militärmuseen mitnehmen.

Man konnte Mauerfragmente aber auch kaufen. 1990 erteilte das Ministerium für Außenhandel der DDR einer Import-Export-Firma einen Lizenzvertrag zum Verkauf von Mauersegmenten – 1,2 Meter breite Segmente erzielten zwischen 60.000 und 200.000 US-Dollar.

Die Käufer interessierten sich vor allem für die mit Graffiti und Kunstwerken versehenen Stücke von der Westseite der Mauer. Nach der deutschen Wiedervereinigung verloren die Mauersegmente schließlich an Wert, und ein Großteil des nicht bemalten oder beschrifteten Betons wurde für Straßen und andere öffentliche Bauvorhaben verwendet.

 

 

 

 

 

(Grafik: US-Außenministerium/M. Gregory)

Im National Museum of American Diplomacy im US-Außenministerium steht ein vier Meter hohes Mauerteil, das von 27 Politikern und Bürgerrechtlern signiert wurde, die beim Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung eine Rolle spielten. Unter anderem sind das der verstorbene US-Präsident George H.W. Bush, der verstorbene US-Außenminister James Baker, der verstorbene deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl, der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und der polnische Gewerkschaftsführer und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa.

Der Leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat das Mauerstück bemalt, das Demonstrierende bei den Kundgebungen in Leipzig in den Jahren 1988/89 darstellt. Fischer-Art hatte viele der Transparente entworfen, die die Demonstrierenden trugen, als sie „Wir sind das Volk“, „Freiheit“ und andere pro-demokratische Botschaften skandierten.

 

 

 

Das Fragment der Berliner Mauer mit den Unterschriften ist im US-Außenministerium ausgestellt. (Foto: National Museum of American Diplomacy)

Der Berliner Senat bewahrte 30 Mauerstücke auf, um sie bei Staatsbesuchen an die Staatsoberhäupter der verschiedenen Länder zu übergeben.

„In ihre Bestandteile, in Fragmente zerlegt, ist die Mauer kein Hindernis mehr, sondern eine Erinnerung an Teilung und Wiedervereinigung, an Konflikt und Einigung, an Einschränkung und Freiheit“, schreibt Della Zazzera. „In jedem Fall erhält dieses starke Symbol, wenn es in seiner neuen Umgebung in einen anderen Kontext gestellt wird, eine andere Bedeutung.“

Originaltext:  Remnants of the Berlin Wall — where are they now?