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September 29, 2021

Zeichen der Diplomatie – Internationaler Tag der Gebärdensprache

US-GESELLSCHAFT/KULTUR 

Anlässlich des Internationalen Tags der Gebärdensprache am 23. September 2021 erschien auf DipNote, einem Blog des US-Außenministeriums, ein Artikel von Robb Dooling, technischer Redakteur im Amt für nachrichtendienstliche Erkenntnisse und Forschung des US-Außenministeriums. 

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie die Vereinigten Staaten globale linguistische Rechte fördern, folgen Sie dem Büro für Demokratie, Menschenrechte und Arbeitsfragen auf Twitter @StateDRL. 

Robb Dooling, technischer Redakteur im Amt für nachrichtendienstliche Erkenntnisse und Forschung des US-Außenministeriums, unterhält sich in der großen Lobby des US-Außenministeriums in Gebärdensprache mit Mitarbeitenden des auswärtigen Dienstes. (Foto: Roberta Mather)

Alle Gute zum Internationalen Tag der Gebärdensprache! Im Jahr 2018 erklärten die Vereinten Nationen den 23. September zum Internationalen Tag der Gebärdensprache, der seither von den Anwenderinnen und Anwendern der mehr als 300 Gebärdensprachen aus aller Welt jedes Jahr begangen wird. Zu dieser weltweiten Gruppe von Gebärdensprachnutzenden gehören derzeit auch mehrere Dutzend Mitarbeitende des US-Außenministeriums (darunter auch ich, der Autor dieses Artikels).

Viele Menschen sind überrascht, wenn sie erfahren, dass es neben der American Sign Language (ASL) noch andere Gebärdensprachen gibt. Allein auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten gab oder gibt es die afroamerikanische Gebärdensprache, die Martha’s-Vineyard-Gebärdensprache, die puerto-ricanische Gebärdensprache, die Gebärden der amerikanischen Ureinwohner, Hauszeichen und möglicherweise weitere Gebärdensprachen. Im benachbarten Kanada vermitteln Videos am internationalen Flughafen in Vancouver derzeit Passagierinformationen in ASL, Internationaler Gebärdensprache und LSQ (Gebärdensprache von Québec), die mit LSF (Französische Gebärdensprache) verwandt ist. Und das US-Außenministerium unterstützte die Fulbright-National-Geographic-Stipendiatin Erin Moriarty bei der Erforschung der kambodschanischen Gebärdensprache, über die nur wenig bekannt oder dokumentiert war.

Ich werde häufig gefragt, warum sich die weltweite Gemeinschaft der Gebärdensprachnutzer nicht auf eine einzige Gebärdensprache einigt. Die Antwort lautet ganz einfach: Aus den gleichen Gründen, aus denen sich die Nutzerinnen und Nutzer der gesprochenen Sprache noch nicht auf eine einzige Sprache geeinigt haben. Spannende Fragen wie diese prägen die Kunst der Diplomatie, in der uns verbale, visuelle, taktile sowie alle anderen Formen der Kommunikation als Werkzeuge dienen. Am heutigen Tag würdigen wir die visuellen Formen der Kommunikation, die ebenso unverzichtbar und zeitlos sind wie die mündliche oder schriftliche Kommunikation. Denken Sie an die Worte des Philosophen Pierre Desloges aus dem Jahr 1776:

„Ich verstehe nicht, warum eine Sprache wie die Gebärdensprache, die so ausdrucksstark, lebhaft und in ihrer universellen Verständlichkeit so unermesslich vorteilhaft ist, immer noch so vernachlässigt wird, dass nur die Gehörlosen sie sprechen. Ich gebe zu, das ist einer dieser irrationalen Aspekte des menschlichen Geistes, die ich nicht erklären kann.”

100 Jahre nach Desloges erreichte die Geschichte der Gebärdensprache einen Tiefpunkt. Der Mailänder Kongress für Gehörlosenbildung beschloss 1880, den Unterricht in Gebärdensprache weltweit zu verbieten. Von den 164 stimmberechtigten Delegierten war nur einer gehörlos. Durch die – immer noch übliche – Pädagogik des reinen Lautsprachenunterrichts trug der Mailänder Kongress zur Institutionalisierung des Audismus bei, also zur Diskriminierung von Gehörlosen und Schwerhörigen.

Durch die Gründung des Weltverbandes der Gehörlosen am 23. September 1951 konnten sich die Gebärdensprachen etablieren, und an dieses Datum wird mit dem heutigen Feiertag erinnert. Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation arbeiten eng mit dem Weltverband der Gehörlosen zusammen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass 25 Prozent der Weltbevölkerung eine Behinderung haben. Dennoch ist diese Gruppe von Menschen aufgrund des Anpassungsdrucks in allen Ländern, auch in den Vereinigten Staaten, „die unsichtbarste Minderheit der Welt“. Fernand de Varennes, UN-Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen, erzählt häufig die Geschichte eines Kindes gehörloser Eltern. Marco wurde mit vollständiger Hörfähigkeit geboren. Jedoch wird Marco der Zugang zum Gebärdensprachunterricht mit der Begründung verwehrt, er habe „keine Behinderung“. Marcos Geschichte ist mit ein Grund dafür, dass sich der Weltverband der Gehörlosen für „Gebärdensprachrechte für alle“ einsetzt. Visuelle Kommunikation und Gebärdensprachen haben das wunderbare Potenzial, Diplomatie und Regierung über Menschen mit Behinderungen hinaus zu bereichern.

Im öffentlichen Dienst der Vereinigten Staaten werden bereits Personen beschäftigt, die hauptsächlich in Gebärdensprache kommunizieren, und zwar in so wichtigen Positionen wie der der NASA-Avionik-Systemingenieurin (Johanna Lucht) und sogar der ehemaligen Empfangssekretärin von Präsident Barack Obama (Leah Katz-Hernandez). Dieses Vermächtnis trug dazu bei, dass US-Präsident Joseph Biden am 25. Juni 2021 einen Erlass über Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion und Barrierefreiheit für Arbeitsplätze bei den Bundesbehörden anordnete, in dem es heißt: „Da ein Mitarbeiterstab, der Menschen mit Behinderungen einschließt, stärker und effektiver ist, müssen die Bundesbehörden ein gleichberechtigtes, barrierefreies und integratives Umfeld für Mitarbeitende mit Behinderungen schaffen.“ Die Regierung Biden hat auch bei der Untertitelung und dem Einsatz von ASL-Dolmetschenden bei Pressekonferenzen große Fortschritte gemacht, was allen zugutekommt.

Feiern wir diesen Internationalen Tag der Gebärdensprachen, indem wir zumindest einige Wörter oder das Alphabet in einer der Gebärdensprachen unseres Landes lernen.

Originaltext: Signs of Diplomacy – International Day of Sign Languages